Der Schnee am Donnerstag hier war sehr ungewöhnlich – die Nachrichtensendungen
waren auch voll damit. So früh hat es seit wohl 25 Jahren nicht mehr so
ausgiebig geschneit – üblicherweise schneit es hier erst ab Mitte/Ende Januar –
der Winter ist kurz in der Region Kanto.
Tag 13 endete für mich an Tag 14 um 2.00 Uhr in der heißen
Badewanne – ich bade eigentlich nie – die 2x Baden in diesem Jahr waren in
Tokio. Fangen wir von vorne an.
Karatetechnisch ist der Samstag hier wie ein Wochentag – in vielen
Dojos finden Samstags reguläre Training statt. Ich absolvierte einen kurzen
Bummel in Shinjuku – den Monsterbahnhof immer in Gehweite. In einem regionalen
Geschäft (Produkte aus Miyazaki) kaufte ich noch ein paar Dinge zum jap. Kochen
ein.
Ich hatte mich um 12.45 Uhr in Shin-Tokorozawa mit Seiji
Goto Sensei verabredet. Ich hätte vorher schon mal die Abfahrt der
Seibu-Shinjuku-Linie prüfen sollen. Leider befanden sich die Gleise nicht im
eigentlichen Shinjuku Bahnhof, sondern in einem separaten Seibu-Bahnhof – etwa 15
Minuten Fußweg entfernt – jetzt kam mein Zeitplan ins Wanken – ab dieser Stelle
sollten ich bis 21.00 Uhr nicht mehr aufhören, zu schwitzen. Ich kam auf der
falschen Seite an und müsste nochmal um die Gleise herum. Der erste Express-Zug
war eigentlich richtig, nur verließ ich wieder, weil ich nicht rechtzeitig
prüfen konnte ob alles richtig war. Dann saß ich im Bummelzug – 50 Minuten
Fahrzeit. Also unterwegs wieder raus und in einen Semi-Express gewechselt – in Japan
verkehren auf vielen Linien mehrere unterschiedliche Züge – etwa Bummelzug
(hält überall), dann Semi-Express, Rapid und Super-Rapid – hier muss man immer
genau prüfen, wo man einsteigt – wenn man Zeit hat. Unterwegs lotste mit Goto
san um – wir kamen mit etwa 10 Minuten Verspätung an der Halle an.
Etwa 50 Kinder und Jugendliche trainierten schon fleißig.
Zunächst eine Stunde Kihon-Übungen. Nebenbei sollten die Kinder lernen, deutsch
zu zählen – nach meiner Vorsprache. Dann eine halbe Stunde Kata – und am Ende
ein halbe Stunde Freikampf. Mein DoGi war mal wieder nass. Goto san meinte, ich
solle mich nicht umziehen – überraschend kündigte er mir an, wir fahren gleich
weiter zum nächsten Training. Das hatte ich so nicht im Plan.
Dort war es bitter kalt und ich musste meine Jacke
anbehalten, ansonsten hätte ich mir etwas mehr als nur eine Erkältung
eingehandelt. Es wurde 90 Minuten Kumiteübungen praktiziert – am Ende gab es
zur Entspannung noch etwas Kata Gangaku. Goto Sensei legte großen Wert auf
Lockerheit und Schnelligkeit – das ist eine Sache, an der wir Nichtjapaner
deutlich mehr arbeiten müssen, denn unsere physische Präsens steht uns oft im
Wege, um vernünftige Karatetechniken auszuführen. Zum Ende des Trainings gegen
17.00 Uhr hin erlaubte ich mir den Hinweis, dass ich schon mal umziehen müsse –
ich hatte noch eine Trainingsverabredung in Shibuya – jetzt war Goto Sensei
überrascht.
Hektisch fuhr er mich zu einem Bahnhof und wieder musste ich
hetzten. Ich kam mit Umsteigen erst 18.25 Uhr in Shibuya an und musste noch 15 Minuten
laufen. Zum Glück lief noch die Erwärmung und Kobayashi Sensei erklärte einem
Pärchen aus Holland, wie sich herausstellte, was Karate in Japan bedeutet. Also
raus aus meinen dampfenden Klamotten – rein in den nasskalten DoGi.
Zum Glück lief fast das ganze Training mit Partnerübungen
ab, nachdem Matsusue Sensei viele Hand- und Fußtechniken im Stand üben ließ.
Kobayashi Sensei legte bei Kihon Ippon Kumite wieder Wert auf große Bewegungen
und starken Ganzkörpereinsatz – anstand mit Gyaku Tsuki wurde dann mit Kiri Kaeshi
und Oi Tsuki bzw. Uraken/Shuto Uchi agiert. Dann musste Reiheherum jeder die
Angriffe der anderen mit Ai-Uchi-Techniken kontern – schließlich gab es Shobu
Ippon. Zum Abschluss wurde die Kata Jion und Tekki Shodan geübt – die Bewegungen
von Kobayashi Sensei aus nächster Nähe zu beobachten, ist goldwert – der Übungsraum
ist sehr klein, so hier immer eine große Nähe besteht. Um 21.00 Uhr war ich
erlöst und konnte meinen dampfenden DoGi und feuchten Faustschützer endgültig
verpacken.
Das war ein stressiger Tag mit über 5 Stunden Training –
aber genau wegen diesem Stress – abgesehen vom Bahntransfer – fahre ich zum
Training nach Japan. Ein Dankeschön an die Sensei, die sich auch jeden Samstag
die Zeit nehmen, um Training zu geben.
Danach ging es noch in ein quirliges Restaurant und gegen
Mitternacht verabschiedeten wir uns. Da Tag 14 wohl ohne Training und der
Wettkampf in Tokorozawa (Präfektur Saitama) ohne mich stattfindet – endet hier
auch der Nihon 2016 BLOG. Eine Dankeschön auch an den geneigten Leser. Wir
sehen uns beim Training. OSS!
vielen Dank für diese Einblicke. Ich überlege die ganze Zeit, wie umfangreich/kompliziert der organisatorische Aufwand ist, diese Trainings bei verschiedenen Sensei zu organisieren? LG und bis zum nächsten Training. OSS
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