Zum Start in die nächste Woche Japan statte ich Tokyo einen Besuch
ab.
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Frühstück und los
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Bevor ich am Montagabend 2 Trainingseinheiten im Honbu Dojo absolviere, besuche
ich Ryõgoku. Dieses Stadtteil gilt als Ozumo-Town. Hier haben die Mehrzahl der Heya
(Sumostall) ihren Sitz. Das Fluidum ist spürbar, kann man doch allenthalben einem
Rikishi (Sumotori) begegnen und Platz machen. In Sichtweite des berühmten Kokugikan
(Austragungsstelle der 3 von 6 Hon-Bashos im Jahr) besuchte ich den renovierten
Yokoamicho Park mit einem wunderschönen Tempel.
In einem grünen Sportanzug bemerkte ich an seinen Körpermaßen und seiner traditionellen
Frisur (Mage) den dort aufhältigen Sumotori. Zu meiner Überraschung war es Tamawashi
Ichiro mit seinem Sohn. Ich begrüßte ihn mit seinem Namen und bemerkte seine leichte
Verwunderung an einem kurzen Augenaufschlag. Da er offensichtlich mit seinem Sohn
beschäftigt war, unterließ ich eine Bitte nach einem gemeinsamen Foto.

Tamawashi-san
ist gebürtiger Mongole mit jap. Staatsbürgerschaft. Er ist seit 19 Jahren Sumoringer.
Er konnte bereits 2x den Sieg (Yusho) beim einem Hon-Basho erringen – zuletzt im
September 2022 (Aki Basho). Das besondere an seinem Yusho – er hat ihn mit 37 Jahren
errungen und einen Rekord aufgestellt – ein Alter in dem die meisten Sumotori ihre
aktive Laufbahn bereits beendet haben. Er ist damit der älteste Sieger aller Zeiten
im Ozumo. Apropos Laufbahnende – die besten Chankonabe-Restaurants findet man in
Ryõgoku – hier kochen oft Ex-Sumotori. Wenn die etwas können neben stark kämpfen,
dann Chankonabe kochen.
Abends dann im Honbu-Dojo zunächst ein Training mit Nemoto Sensei.
Er hat Spätdienst und muss sowie bis 21.00 Uhr im Haus bleiben. So kann ich auch
noch das folgende Training besuchen. Die anderen Instrukteure und das Büropersonal
haben um 17.00 Uhr Dienstschluss. Zu meiner Überraschung ist eine größere Gruppe
aus Deutschland vor Ort – aus dem DJKB-DOJO in Calw. Wieder müssen alle beim Kata
Training Goshoshiho Sho laufen, damit ich nicht aus der „Übung" komme. Dann
folgt das Kumite Spezial Training mit Shiina Sensei – er unlängst des 8. Dan erhalten
hat. Sofort sollen sich alle Handschützer anziehen und wie man bei diesem Training
erwarten muss, ging es voll zur Sache. Spätestens
hier merkt man dann, wie unnatürlich das Training mit Maske ist, wenn man eigentlich
ein Sauerstoffzelt benötigt. Man muss flink unterwegs sein, sonst setzt man sich
lautstarken Ermahnungen von Shiina Sensei aus. Und man muss mit empfindlichen Treffern
rechnen. Alsbald hatte ich dann auch Blutgeschmack in meiner Maske – ich hatte zuvor
den Mundschutz entnommen. Maske und Mundschutz sind fast unerträglich. Als es dem
Sensei zu undynamisch wurde, hat er zur Inspiration Kurihara Hidemoto Sensei aus
dem Büro hochbeordert – jetzt wurde es richtig schnell. Am Ende gab es noch einen
Mannschaftskampf – Japan vs. Restwelt. Ich verlor meinem Kampf gegen einen läppischen
Chudan Mawashi Geri – ich bin im Chudan Bereich einfach zu nachlässig und schütze
mehr Jodan, weil ich Chudan Treffer immer kompensieren kann – aber im Punktkampf
kommt es darauf nicht an. Also versuche ich es nächsten Montag noch mal. GANBATTE!
Nach dem Training warten wir dann im Office auf den letzten Trainierenden.
In der Zwischenzeit durfte ich mit Kurihara Hidemoto Sensei Goshoshiho Sho Bunkai
probieren. Dann ging es mit ihm und Nemoto Sensei noch in eine Yakitori Bar und
gegen Mitternacht waren wir zu Hause.
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Warten auf den Expresszug nach Chiba
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Die Nacht war kurz, denn um 5.30 Uhr musste
ich aufstehen um dann um 9.00 Uhr in Yamanashi-shi bei SHOBU zu sein. Klares Winterwetter,
beste Chancen den Fujisan in voller Pracht zu bestaunen – ich wurde nicht enttäuscht
– und Zeit genug im Limited Express nach Shinjuku ein wenig zu schreiben.
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Der frühe Vogel fängt den Fujisan-Wurm |