Wenn Tanaka Sensei das Dojo betritt, kann man seine Aura
spüren – zu Recht spricht man davon, dass er ein Karate-Samurei ist.
Virumhallen - der Austragungsort - alles sehr schön und komfortabel |
Der Sensei geht in sich |
Leider fruchtete dies nicht bei Allen, so dass der Sensei
seinen Ärger nicht immer verbergen konnte.
Ich habe für solcherlei Dinge keinerlei Verständnis – wieso reisen
Leute oft lange an und nehmen auch nicht unwesentliche Kosten in Kauf, um dann
nicht richtig hinzuhören und zuzuschauen.
Zum Thema Hinhören – Am Samstag berichtete der Sensei von
einem Gasshuku in Kanada. Ein Teilnehmer verschwand vor dem Ende des Trainings
aus der Halle. Tanaka Sensei ließ den Abtrünnigen zurückholen. Zur Rede
gestellt rechtfertigte er sich damit, dass seine Freundin draußen wartet und er
schon mal schnell Duschen wollte. Tanaka Sensei resümierte, dass seine
Anwesenheit dann wohl nicht so von Bedeutung sei und erklärte, nicht mehr nach
Kanada zum Unterrichten zurückkehren zu wollen.
Es gab am Sonntagtraining ein kurzes Break – und tatsächlich
wollten doch 3 Schwarzgurte das Training vorzeitig verlassen – das Fremdschämen
in mir kann ich nicht beschreiben.
Zum Thema Hinschauen – Heian Shodan und Bassai Dai waren am
Freitag Thema im Training und Tanaka Sensei problematisierte viele wichtige
Dinge, die man in der Kata trainiert um das Gesamtsystem des JKA-Karate richtig
zu begreifen – etwa die Bedeutung des korrekten Embusen – der Vorwärtsdrang bei
Wendungen – insbesondere dass man mit dem Vorderfuß nicht zu weit nach außen
gerät und die Linie verlässt, die richtige Fußdrehung in die Bewegungsrichtung
ohne das Herausstellen des hinteren Fußes, keine zu tiefen Stellungen, da dann
die Hüfte unbeweglich ist und man nicht ohne vorbereitende Bewegungen in die
nächste Position gelangt – alles wichtige Dinge für ein gutes Kumite. Vor allem zusätzliche
Aushol- und Vorbereitungsbewegungen kritisierte er – etwa das Anheben des
Gedan-Barai-Armes vor dem Oi-Tsuki in Heian Shodan.
Nachdem der Sensei sich viel Geduld und Mühe mit diesen Basics
gegeben hat – stellen sich die beiden Schwarzgurte links und rechts neben mir
in der ersten Reihe hin und reißen bei Heian Shodan den linken vorderen Arm
nach Gedan Barai hoch um dann Oi-Tsuki zu machen – ich hätte im Boden versinken
können, als ich die Körpersprache des Sensei´s im Augenwinkel bemerkte.
Zwei Karate-Haudegen und ich - mein Karatefreund Willi Christen Sensei ist wieder dabei |
Am Sonntag demonstrierte der fast 74jährige Sensei seine
enorme Fitness – zur Erwärmung gab es diverse Übungen mit Jodan Keris – dann Kihon
Ippon Übungen des Uke aus Seiza – etwa mit Jodan Mawashi geri + Beinschere und
kagato-geri. Es folgten Kaishi-Kihon-Ippon-Kumite-Varianten und nach einem
kurzen Break folgten noch 30 Minuten Kanku-Dai, wobei die Schwarzgurte mit
Tanaka-Sensei separat trainierten. Der Sensei unterstrich die Bedeutung von
Kanku Dai für das Karate – er selber sagte, dass er 50 Jahre benötigt hat, um
die Quintessenz der Kata für sich selber zu begreifen – deshalb soll man diese
mühevolle und lange Kata oft für sich üben.
Nochmals wurden die Bedeutung der richtigen Zählweise (Anzahl
der Zählzeiten und Rhythmus) der Kata allgemein und Kanku Dai im Speziellen hervorgehoben
– Tanaka Sensei berichtete von der lehrreichen Zählweise, wie sie Nakayama
Sensei seinerzeit praktiziert hat.
Kulturprogramm - Kopenhagen - auch eine Reise wert. |