Herzlich Willkommen auf dem neuen gemeinsamen BLOG des Karatedôjô Fujinaga Leipzig e.V. und des Budoverein Fujinaga Berlin e.V.!
An dieser Stelle möchten wir dem interessierten Besucher mit Beiträgen, Berichten und Bildern einen Einblick in unser Training, unsere Aktivitäten und unsere Erlebnisse gewähren. Dabei soll immer auch unser Verständnis und unser Antrieb, mit dem wir in unseren Dôjôs Karate praktizieren, zum Ausdruck kommen.
Unsere Vereine widmen sich der Pflege und Ausübung des traditionellen Shotokan-Karate, wie es von der JKA (Japan Karate Association) unter der Leitung von Masatoshi Nakayama entwickelt wurde. Insbesondere wird das Erbe der Lehrtätigkeit von Yasuyuki Fujinaga Sensei in stillem Gedenken die Vereinsmitglieder auf ihrem Weg des Karate begleiten. Er vermittelte den Gründern beider Vereine unschätzbare Anregungen und Einsichten.

Weitere Informationen finden Sie auf unseren Homepages.

Dienstag, 7. Dezember 2021

Praktizierte Karate-Freiheit in Norwegen

Ich hätte Ende November 2019 in Bergen/Norwegen alles Mögliche unterschrieben – auf jeden Fall hätte ich nicht unterschrieben, dass mein nächstes internationales Gasshuku das Norge JKA Gasshuku 2021 sein wird.

Für viele Monate in den nun annähernd 2 Jahren musste Karate als Solotraining betrieben werden - ich konnte mich dafür nur schwer motivieren.

 

... im Januar 2021

Nun liegt Bergen hinter mehr und ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr mir dieses Gefühl nach 4 Tagen mit 8 Trainingseinheiten in den Beinen und Armen gefehlt hat. Insbesondere wenn ich in der „Fremde“ trainiere, kann ich mich besonders dazu motivieren, in jedem Training gefühlt 110% zugeben. Schließlich trainiert man zwischen vielen Einheimischen und es liegt naturgemäß immer eine gewisse Aufmerksamkeit der Anderen vor – man gibt dann sein Bestes, will man doch in keiner Weise „negativ" auffallen. Naturgemäß suche ich mir starke Trainingspartner – etwa Mitglieder der Nationalmannschaft.

Norge Instructors J. Moen, F. Peterssen, E. Clementsen, J. Dos Santos, H. Saele © JKA Norway
 
Starke Karateka findet man in der Norge JKA ohne Weiteres -  eine weiterer positiver Aspekt ist der Umstand, dass man sich hier ganz eng am technischen Standard der JKA WF orientiert. Hier wird etwa jede Kata so gezählt, wie vom JKA Honbu Dojo vorgegeben. So mag ich es.

Über 300 Teilnehmer trainierten in 5 Gruppen bei allen Instrukteuren des Technischen Komitees der JKA Norway. In meiner Gruppe ab Nidan gab es pro Tag eine kumitelastige Einheit und eine Kataeinheit. Neben den Kata Kanku Sho, Gangaku und Chinte wurden jeweils ausführlich die Bunkai trainiert – besonders gut fand ich die Sequenz, in der eine Hälfte der Teilnehmer die Kata absolvierte und die andere Hälfte der Gruppe simultan dazu alle Bunkaiübungen mit dem Partner ausführte.

© JKA Norway

Die Kumiteübungen wiesen eine hohen Wiederholungsgrad und schnelle Zählzeiten auf – sehr japanisch. Die lange Zeit (pandemiebedingt) vernachlässigen Partnerübungen waren anspruchsvoll und wurden mit der erforderlichen Härte und viel Spirit praktiziert – zu meiner Freude gab es viele De-ai-Übungen und auch Jiyu Kumite.

Die äußeren Bedingungen waren auch gut – in der wohl regenreichsten Stadt Europas – wo es schon mal über 100 Tage am Stück regnen kann – hatten wir leichte Minusgrade und bekamen bisweilen sogar die Sonne zu sehen – da macht Sightseeing in einer hügligen Stadt am Meer mit historischer Bausubstanz und jede Menge Weihnachtstünnef um den 1. Advent herum viel Spaß. Da die Trainingseinheiten konzentriert am Vormittag oder frühen Abend stattfanden, blieb genügt Zeit für das Kulturprogramm – es gab auch standesgemäß eine Gasshukuparty.





Aktuell befindet sich die JKA Norway in unruhigem Fahrwasser nach dem Wechsel im Amt des Chiefinstructors und will sich neu aufstellen. Bemerkenswert fand ich insbesondere den Ansatz, die neu entstandene JKA-Kawasoe-Gruppe in Norwegen auf Augenhöhe und gleichberechtigt in die bestehenden Organisationsstrukturen zu integrieren. Schon die kommenden Veranstaltungen im Jahr 2022 sollen gemeinsam arrangiert werden – dazu wird wohl das Sommergasshuku im Osten des Landes stattfinden – bislang mussten alle Teilnehmer dieses großflächigen Landes zu den Host-Gasshukus immer an die Westküste reisen.

OSS und Tusen Takk nach Norwegen – wir kommen wieder.


 

Mittwoch, 20. Oktober 2021

Rückkehr zur Normalität

 

Rückkehr zur Normalität – 11. Fujinaga-Dojo-Gasshuku

 

Nachdem im April 2020 und 2021 unsere Gasshuku ausfallen mussten, trafen wir uns nun Ende September endlich zum 11. Gasshuku – 20 Karateka aus Leipzig und Berlin reisten an – die Nr. 21 leitete das Training.


Wie üblich gab es Freitagabend und Sonntagfrüh eine 90min-Einheit – am Samstag gab es 6x45min mit kurzen Pausen – es ist schön für Trainierende und Trainer sich wieder einmal konzentriert über 7 ½ Stunden einem Lehrthema zu widmen.

Mein Schwerpunkt war gerichtet auf die Bildung eines fixen Punktes im Körper, um den herum sich eine dynamische Technik entwickelt.

Insbesondere der richtige Hüfteinsatz bei gleichzeitigen Techniken, wobei es am Ende der Technik keine Körperrotation entgegen der Bewegungsrichtung geben sollte, war unser Trainingsschwerpunkt.

Der Oi-tsuki ist die dominierende Stoßtechnik in den Shotokan-Kata – es gibt in den 27 Kata ca. 50% mehr als Gyaku-tsuki. Bei der Ausführung von Oi-tsuki hört man oft den Begriff der „Hüftvibration“. Ich halte diese Art von Hüfteinsatz für legitim, den Begriff aber für bedenklich. Man kann bei Lehrgängen ein diffuses Hüftwackeln sehen. Die Drehachse befindet sich bei vielen Übenden in der Körpermitte, was bei der Ausführung von Oi-tsuki am Ende dazu führt, dass bei Einsatz der Gyaku-Hüfte am Ende von Oi-tsuki sich die vordere Hüfte und mitunter sogar das Standbein-Knie ein wenig zurück bewegen.

Das ist eine Konterbewegung – der Oi-tsuki wird schwach und die Dynamik leidet. Bei der Ausführung von Oi-tsuki muss die Drehachse im Bereich der Standbeinhüfte liegen und die hintere Hüfte kommt dazu – vergleichbar mit einer Zimmertür mit seitlichem Anschlag.

Viele Übende praktizieren hingegen eine Drehtür, etwa wie im Flughafen üblich.

Als gleichseitigen Tsuki kennen wir auch den Jun-tsuki – hier entfällt die sog. „Hüftvibration“. Im Training haben wir versucht, den Unterschied insbesondere bei typischen Abläufen herauszuarbeiten. Man muss sich darüber klar sein, dass etwa die Kombination Jodan-Chudan-Ren-Tsuki aus einem Jun-tsuki und einem Gyaku-tsuki bestehen muss, um die Kombination dynamisch ausführen zu können – mit Absetzen des vorderen Fußes muss der Gyaku-tsuki-Chudan einschlagen – wenn man zuvor einen Oi-tsuki-Jodan praktiziert, bekommt man das nicht vernünftig hin.


Am Samstagnachmittag haben wir in 3x45min Passagen von Kanku-Dai trainiert – unter Beachtung des fixen Drehpunktes im Körper – und dazu das typische Gegenspiel in der Kata von Spannung/Entspannung, Öffnen und Schließen des Körpers, Langsam/Schnell, Einatmen/Ausatmen zu praktizieren. Diese Themen sind elementare Trainingsformen, um sich auf die freie Bewegung des Kumite vorzubereiten und sich dabei vom starren Kihon zu lösen. Am Sonntag dann wurde die gesamte Kanku-Dai praktiziert – für mich eine der wichtigsten Shotokan-Kata.

Wir vertiefen diese Dinge weiter beim 12. Fujinaga-Gasshuku – dann hoffentlich wieder turnusmäßig – vom 22.-24. April 2022. OSS!