Herzlich Willkommen auf dem neuen gemeinsamen BLOG des Karatedôjô Fujinaga Leipzig e.V. und des Budoverein Fujinaga Berlin e.V.!
An dieser Stelle möchten wir dem interessierten Besucher mit Beiträgen, Berichten und Bildern einen Einblick in unser Training, unsere Aktivitäten und unsere Erlebnisse gewähren. Dabei soll immer auch unser Verständnis und unser Antrieb, mit dem wir in unseren Dôjôs Karate praktizieren, zum Ausdruck kommen.
Unsere Vereine widmen sich der Pflege und Ausübung des traditionellen Shotokan-Karate, wie es von der JKA (Japan Karate Association) unter der Leitung von Masatoshi Nakayama entwickelt wurde. Insbesondere wird das Erbe der Lehrtätigkeit von Yasuyuki Fujinaga Sensei in stillem Gedenken die Vereinsmitglieder auf ihrem Weg des Karate begleiten. Er vermittelte den Gründern beider Vereine unschätzbare Anregungen und Einsichten.

Weitere Informationen finden Sie auf unseren Homepages.

Mittwoch, 30. November 2016

Tag 14 Finale


Ich wollte den letzten Tag ruhig ausklingen lassen – und war noch einmal auf Odaiba – da gab es eine schöne Harley-Davidson-Veranstaltung – leider kam für mich eine Rundfahrt auf einem 2017er-Modell nicht in Frage – man benötigt eine separate jap. Lizenz, um als Ausländer ein Fahrzeug in Japan zu führen.




Dann kam ein Anruf von Goto Sensei – ob ich denn nicht zur Tokorozawa-Meisterschaft kommen wolle – den Wunsch konnte ich nicht ausschlagen und ab ging es noch einmal nach Saitama (Tokorozawa). Die Anreise bis nach Tokorozawa konnte ich wegen meiner Vorerfahrungen fast ohne Komplikationen bewältigen – nur die Adresse ich dort dem Taxifahrer gab, war wohl falsch. Dann stand ich vor einer leeren Halle im Nichts von Tokorozawa – Goto san konnte ich nicht erreichen – der musste ja schiedsen.



Eine stark gehbehinderte Frau aus dem Empfangsbüro der falschen Halle kam mir dann hinterher gehumpelt – weil Sie mich orientierungslos auf der Strasse stehen sah – offenbar hatte Sie sich telefonisch informiert – zumindest konnten sie mir mit 3 Worten Englisch den Weg erläutern - sie begleitete mich noch etwa 200 Meter zur nächsten Kreuzung – ich war sehr dankbar. Nach schließlich einer halben Stunde Fußmarsch konnte ich wenn auch verspätet den Austragungsort der 28. Tokorozawa-JKF-Kumite-Karatemeisterschaften finden.

Stabsmäßig wurde die Veranstaltung auf 6 Pools in 150 Minuten absolviert – mein erster Wettkampf mit Helmen und Schutzkleidung – alle 4 großen jap. Stilrichtungen (Wado, Shito, Goju und Shotokan) waren vertreten. Die straffe Organisation begeisterte mich.




Der Chairman der Veranstaltung, Sensei Matsukara, war ein Studien- und Karatefreund von Ochi Sensei an der Takushoku Universität wie er mir bei der Vorstellung berichtete – so ein Zufall.



Das Team der JKA-Tokorozawa schnitt gut ab – insbesondere der Goju-Kai-Verein in Tokorozawa ist ein harter Konkurrent – wird er doch von einem direkten Schüler des bekannten Gogen Yamaguchi Sensei geleitet.



Abends wurde der Wettkampf noch ausgiebig ausgewertet – ein schöner Abschluss – der dann mit meiner Ankunft gegen 1.00 Uhr im Hotel endete.



Danke für die vielen geneigten Leser - ich hoffe ich habe bei Euch das Interesse geweckt - Karate im Heimatland Japan mal selbst mit allen Facetten kennenzulernen - es lohnt sich auf jeden Fall.
Die 2 Wochen Karate-Urlaub - wie ich in nenne - kamen mir wie 1 Monat vor, ob der vielen Eindrücke, Erlebnisse und Trainingseinheiten. OSS

Sonntag, 27. November 2016

Tag 13 Nihon 2016


Der Schnee am Donnerstag hier war sehr ungewöhnlich – die Nachrichtensendungen waren auch voll damit. So früh hat es seit wohl 25 Jahren nicht mehr so ausgiebig geschneit – üblicherweise schneit es hier erst ab Mitte/Ende Januar – der Winter ist kurz in der Region Kanto.

Tag 13 endete für mich an Tag 14 um 2.00 Uhr in der heißen Badewanne – ich bade eigentlich nie – die 2x Baden in diesem Jahr waren in Tokio. Fangen wir von vorne an.

Karatetechnisch ist der Samstag hier wie ein Wochentag – in vielen Dojos finden Samstags reguläre Training statt. Ich absolvierte einen kurzen Bummel in Shinjuku – den Monsterbahnhof immer in Gehweite. In einem regionalen Geschäft (Produkte aus Miyazaki) kaufte ich noch ein paar Dinge zum jap. Kochen ein.

Ich hatte mich um 12.45 Uhr in Shin-Tokorozawa mit Seiji Goto Sensei verabredet. Ich hätte vorher schon mal die Abfahrt der Seibu-Shinjuku-Linie prüfen sollen. Leider befanden sich die Gleise nicht im eigentlichen Shinjuku Bahnhof, sondern in einem separaten Seibu-Bahnhof – etwa 15 Minuten Fußweg entfernt – jetzt kam mein Zeitplan ins Wanken – ab dieser Stelle sollten ich bis 21.00 Uhr nicht mehr aufhören, zu schwitzen. Ich kam auf der falschen Seite an und müsste nochmal um die Gleise herum. Der erste Express-Zug war eigentlich richtig, nur verließ ich wieder, weil ich nicht rechtzeitig prüfen konnte ob alles richtig war. Dann saß ich im Bummelzug – 50 Minuten Fahrzeit. Also unterwegs wieder raus und in einen Semi-Express gewechselt – in Japan verkehren auf vielen Linien mehrere unterschiedliche Züge – etwa Bummelzug (hält überall), dann Semi-Express, Rapid und Super-Rapid – hier muss man immer genau prüfen, wo man einsteigt – wenn man Zeit hat. Unterwegs lotste mit Goto san um – wir kamen mit etwa 10 Minuten Verspätung an der Halle an.

Etwa 50 Kinder und Jugendliche trainierten schon fleißig. Zunächst eine Stunde Kihon-Übungen. Nebenbei sollten die Kinder lernen, deutsch zu zählen – nach meiner Vorsprache. Dann eine halbe Stunde Kata – und am Ende ein halbe Stunde Freikampf. Mein DoGi war mal wieder nass. Goto san meinte, ich solle mich nicht umziehen – überraschend kündigte er mir an, wir fahren gleich weiter zum nächsten Training. Das hatte ich so nicht im Plan.

Dort war es bitter kalt und ich musste meine Jacke anbehalten, ansonsten hätte ich mir etwas mehr als nur eine Erkältung eingehandelt. Es wurde 90 Minuten Kumiteübungen praktiziert – am Ende gab es zur Entspannung noch etwas Kata Gangaku. Goto Sensei legte großen Wert auf Lockerheit und Schnelligkeit – das ist eine Sache, an der wir Nichtjapaner deutlich mehr arbeiten müssen, denn unsere physische Präsens steht uns oft im Wege, um vernünftige Karatetechniken auszuführen. Zum Ende des Trainings gegen 17.00 Uhr hin erlaubte ich mir den Hinweis, dass ich schon mal umziehen müsse – ich hatte noch eine Trainingsverabredung in Shibuya – jetzt war Goto Sensei überrascht.

Hektisch fuhr er mich zu einem Bahnhof und wieder musste ich hetzten. Ich kam mit Umsteigen erst 18.25 Uhr in Shibuya an und musste noch 15 Minuten laufen. Zum Glück lief noch die Erwärmung und Kobayashi Sensei erklärte einem Pärchen aus Holland, wie sich herausstellte, was Karate in Japan bedeutet. Also raus aus meinen dampfenden Klamotten – rein in den nasskalten DoGi.

Zum Glück lief fast das ganze Training mit Partnerübungen ab, nachdem Matsusue Sensei viele Hand- und Fußtechniken im Stand üben ließ. Kobayashi Sensei legte bei Kihon Ippon Kumite wieder Wert auf große Bewegungen und starken Ganzkörpereinsatz – anstand mit Gyaku Tsuki wurde dann mit Kiri Kaeshi und Oi Tsuki bzw. Uraken/Shuto Uchi agiert. Dann musste Reiheherum jeder die Angriffe der anderen mit Ai-Uchi-Techniken kontern – schließlich gab es Shobu Ippon. Zum Abschluss wurde die Kata Jion und Tekki Shodan geübt – die Bewegungen von Kobayashi Sensei aus nächster Nähe zu beobachten, ist goldwert – der Übungsraum ist sehr klein, so hier immer eine große Nähe besteht. Um 21.00 Uhr war ich erlöst und konnte meinen dampfenden DoGi und feuchten Faustschützer endgültig verpacken.

Das war ein stressiger Tag mit über 5 Stunden Training – aber genau wegen diesem Stress – abgesehen vom Bahntransfer – fahre ich zum Training nach Japan. Ein Dankeschön an die Sensei, die sich auch jeden Samstag die Zeit nehmen, um Training zu geben.

Danach ging es noch in ein quirliges Restaurant und gegen Mitternacht verabschiedeten wir uns. Da Tag 14 wohl ohne Training und der Wettkampf in Tokorozawa (Präfektur Saitama) ohne mich stattfindet – endet hier auch der Nihon 2016 BLOG. Eine Dankeschön auch an den geneigten Leser. Wir sehen uns beim Training. OSS!

 

Freitag, 25. November 2016

Tag 12 Nihon 2016


Das Wetter in der Kanto-Region ist innerhalb von 8 Stunden wieder komplett umgeschlagen – man lebt eben am Meer darf man in Tokyo nicht vergessen – da geht es schnell mal hin und her. Gestern ca. 1 Grad und Schneefall – heute Postkartenhimmel und um die 10 Grad im Schatten. Aber wenn man sich die hiesigen Nachrichten angeschaut hat, war wohl der überraschende Wintereinfall auch für Japan ungewöhnlich. Und da Tokyo am Meer liegt ist ein Wassertaxi Tour – etwa nach Odaiba Pflichtprogramm – man merkt sofort, wenn die ursprünglichen Viertel verläßt und die Meer künstlich errichteten Viertel anfangen – dort gibt es ausschließlich Hochhäuser.


Und apropos Verkehrswege - die Masse der hier modernen Straßen wurde zur Olympiade 1964 errichtet - meinem Geburtsjahr - und da fragt man sich, was die in Deutschland immer so ein Gewese um ein bisschen Straßenbau machen.

Freitag ist fest gesetzter Shokukan-Dojo-Tag in Koganei. Ich hatte etwas Bammel weil Tanaka Sensei in Dänemark unterwegs war, bin aber gleichwohl die kurze Reise angetreten – etwa 1 Stunde von Tokyo City aus. Ich hatte Glück – obwohl Tanaka Sensei erst gestern aus Kopenhagen zurückgereist war, stand er heute mit seinen 75 Lenzen wieder im Dojo – alte Schule eben.

Im Vorfeld des Kindertrainings ging es zunächst sehr ausgelassen zu – Tanaka Sensei war umringt von seinen Schülern und zeigte auf einem Tablet Bilder – offenbar gab es Enkelnachwuchs der Familie Tanaka zu bestaunen und zu belachen.

Im Training wurde Kanku-Dai unterrichtet. Tanaka Sensei nahm sich die Zeit und erklärte den Kindern auch historische Zusammenhänge anhand der Kanji der Kata. Einzelne Kinder mussten die Kanji nachzeichnen und bei Abweichungen im Schriftbild erklärte Tanaka Sensei die nun neue Bedeutung – das führte zu großer Belustigung. Auch Jion, Enpi und Bassai Dai wurden Kanji-technisch beleuchtet.


Besonderen Wert legte der Sensei auf die richtige Zählweise – 65 Zählzeiten und die korrekte Betonung. Die Co-Trainerin brauchte 7x bis die Zählweise richtig war – mithin musste die Gruppe 7x die Kata nacheinander laufen – und jedes Mal gab es ein leichten Schlag mit dem Shinai auf das Hinterteil.

Tanaka Sensei stellte mich allen und insbesondere den neuen Schülern vor – und skizzierte kurz die Geschichte über Fujinaga Sensei in Wien, den Gasshuku dort mit Tanaka Sensei und unserem langen gemeinsamen Weg, der mich immer wieder auch ins Shokukan-Dojo führt.

Im Erwachsenentraining blieben wir bei Kanku-Dai – zum Glück fand heute nicht das übliche Gemetzel zwischen Dojoteam und Uniteam statt – ich war gesundheitlich etwas angeschlagen wegen des Wetterwechsels. Nach dem 3 Zählversuche der jungen Teilnehmer scheiterten, war ich an der Reihe. Zum Glück lege ich seit einiger Zeit gesteigerten Wert auf exakte Zählweise – und konnte mit Bravour und Beifall die Mini-Prüfung bestehen – ansonsten hätte ich mir auch Ärger mit dem Sensei eingehandelt – schließlich zählt er mir seit Jahren die Dinge richtig vor.

Die letzte halbe Stunde sollte jeder seine Tokui-Kata üben. Tanaka Sensei fragte mich und ich praktizierte Goshushiho-Dai – und kam so in den Genuss eines 30-minütigen Einzeltrainings. Zwar platzte mir fast der linke Oberschenkel – aber ich bin um einige wichtige Details reicher - ich Glückspilz.

Tag 11 Nihon 2016


Nach ein paar Tagen in der Region Kansai (Osaka-Kyoto-Kobe) ging es zurück nach Kanto. In Kansai sind die Leute offener und lustiger und das Essen soll noch leckerer sein. Beides kann ich in Ansätzen bestätigen. Die Fahrten mit dem Shinkansen waren auch sehr angenehm - auch die adrette Lokführerin, die dem Triebwagen entstieg, war schön anzusehen.


Ebenbürtig in Kansai sind die krassen architektonischen Gegensätze – die hat man wohl überall in Japan – außer in den Dörfern. Ich habe mich in die Mitte der Straße gestellt und beide gegenüberliegenden Straßenseiten fotografiert – seht selbst.


Der deutsche Weihnachtsmarkt in Osaka hat mich an meine bevorstehende Heimreise erinnert – sehr real und nur echte Waren inkl. Deutschen Bratwurstgriller.


Enorm war auch der Wetterwechsel der letzten 2 Tage. Am Montag noch mit Flipflops und kurzen Hosen + T-Shirt unterwegs – heute Schneefall – das ist hart und leider hat es mich wie viele Japaner auch mit einer Erkältung erwischt – das macht der Körper nicht so schnell mit.


Am Abend wieder in Tokyo ging es ins Kuuyuukai Dojo – Training in der Abendgruppe – es war gut gefüllt.

Gegen 19.30 Uhr kam noch eine Mutti mit ihren 2 Kindern. Alle 3 trainierten dann mit – die etwa 4 jährige war um 21.30 Uhr immer noch Einzeltraining Heian Shodan beschäftigt und voller Elan bei der Sache.

Was mir in den japanischen Dojos generell auffällt und von hiesigen Gewohnheiten abweicht:

Falls es kein öffentliches Dojo ist, wo es Schließzeiten des Hauses gibt, wird nach Ende des regulären Trainings oft weiter trainiert. Das Training beginnt meist im Frontalbetrieb – geht dann aber oft in Individualbetrieb über – es bilden sich viele Kleingruppen mit unterschiedlichen Themen. Es trainieren blutige Anfänger und Fortgeschrittene zusammen. Kinder trainieren lange. Obwohl es oft hart zur Sache geht, sind die Kinder offenbar mit Spaß und Freude dabei. Trotz kindlichem Spaß wird großen Wert auf die Etikette gelegt – beides muss wenn ich mir die Kinder anschaue, in keinem Widerspruch zueinander stehen. Wie die kleine 4-jährigen Gelbgurtin gegen 21.00 Uhr mit lauten Ansagen und voller Inbrunst Heian Shodan demonstrierte, war eine emotionale Augenweide.  

Montag, 21. November 2016

Tag 8 Nihon 2016


Trainingsdebüt in Osaka

Den ganzen Tag zeigte mir René eine der pulsierenden Ecken Osakas und wir waren im Meeresaquarium. Danach sollte aber der Ernst des Lebens beginnen.



Bislang bin ich in Sachen JKA-Training in Japan über Tokyo und Umgebung nicht hinaus gekommen. Dank meinem Freund René konnte ich heute erstmals bei Tokuno Sensei trainieren – übrigens der Senpai von Naka Sensei.

René berichtet schon seit Jahren von seinen Trainingseinheiten unter Tokuno Sensei. Ich hatte mich also innerlich bereits auf eine Tortur eingestellt – und es kam schlimmer als gedacht. Um hier gleich vorzugreifen – solche Training wie heute sind der eigentliche Grund für mich, in Japan zu trainieren und ich bin jedes Mal dankbar, wenn sich ein jap. Sensei die Zeit und Mühe nimmt, sich mit einem tatsächlich zu beschäftigen. Und 2 Stunden Leid folgen vielen Stunden und Tage Freud, dass man dabei gewesen sein durfte.

Vergleichbares Training gibt es auf keinem Gasshuku und auch nicht im Honbu-Dojo der JKA. In diesen Schmieden des JKA-Karate wird das Fundament für die Breite und solide Stärke der JKA aufgebaut. Beim Fortgeschrittenentraining von 20.30-22.30 Uhr waren wir insgesamt 12 Teilnehmer – ich habe langen nicht solche Leistungsdichte gesehen – ich habe lange nicht einen solchen knüppelharten und kompromisslosen Sensei erlebt – der sich netter Weise auf uns fixierte – das heißt man war faktisch gezwungen, jede Technik in den 90 Minuten Kihon mit vollem Körpereinsatz zu absolvieren – wann macht man das wirklich mal. Tokuno Sensei war körperlich und akustisch dermaßen präsent, dass es René und mir gelang, bis zur absoluten Leistungsgrenze vorzustoßen – klitschnass war mein DoGi schön öfter – aber dass das Wasser vom Gi auf dem Boden tropfte – daran kann ich mich nicht erinnern.

Es wurden lediglich Grundtechniken geübt – aber die Unnachgiebigkeit des Senseis in punkto perfekter und starker Ausführung war eine singuläre Grenzerfahrung für mich – und ich mache die Sache schon eine Weile.

Wegen einer anstehenden Meisterschaft wurde in den letzten 30 Minuten Tokui-Kata separat geübt (Heian Yondan, Jion, Enpi, Goshushiho-sho, Unsu) – hier konnte man sich einreihen, wenn man noch Saft hatte. Ich habe verdammt starke Kata gesehen – und verdammt motivierte Karateka auf hohem Niveau – ein Augenschmaus. Als das eigene größte Defizit hat sich wieder einmal die ungenügende Entspannung des Körpers nach dem Kime und damit verbunden zu viel Verspannung im Körper vor der Technik herauskristallisiert - hier liegt noch jede Menge Arbeit vor uns.

Sonntag, 20. November 2016

Tag 7 Nihon 2016 - Hochzeit


Heute mal ein Tag ohne Karate. Ich schreibe gleichwohl einen kurzen Block, weil heute der BLOG-Administrator René in Osaka zur Hochzeitsfeier geladen hatte.


Die Feier fand im XEX West Club im Herbis Ent Hilton Plaza in Osaka statt. Es war eine kurze aber intensive Feierlichkeit von gut 3 Stunden, wobei ich mir sagen lassen habe, dass japanische Hochzeiten und auch sonstige feierliche Anlässe nicht so lange dauern wie  etwa in Deutschland.

Neben Familie waren Freunde, Arbeitskollegen, Studienkameraden und andere Wegbegleiter Beider aus allen Teilen Japans angereist – die weiteste Anreise war natürlich ich.


Nachdem alle Gäste nach Tischordnung Platz genommen hatten trat das Brautpaar in den Raum. Es wurde eine Ansprache gehalten. Es gab ein 4-Gänge-Menü, eine schöne Torte wurde angeschnitten und verzehrt. Die Brautleute wurden interviewt – etwa zum Moment des ersten Kennenlernens oder zu den Vorzügen des Partners.


Es gab einen Schnick-Schnack-Schnuck-Contest und man konnte Spezials aus Old-Germany gewinnen. Es wurde ein Fotodoku zum Großwerden der Brautleute gezeigt und am Ende wurden alle Gäste in einem kineastischen Beitrag gewürdigt und verabschiedet.  

Alle Gäste konnten zu den Brautleuten gehen und es gab viele Einzelgespräche – auch untereinander. Natürlich wurden Unmengen von Bildern geknipst – u.a. auch mit einer 360 Grad Kamera. Apropos Vergreisung der japanischen Gesellschaft - es waren in großer Anzahl Kleinstkinder anwesend - allein an unserem Tisch saßen 2.

Zum Ende hin gab es nochmals eine Danksagung der Brautleute vor allem auch an die Eltern und die Schwester der Braut. Die Braut hat sich für all den Kummer, den ihre dauerhafte Abwesenheit von Japan für die Familie mit sich bringt bei Ihren Eltern und der Schwester entschuldigt. Obwohl Hisae mit René nun glücklich verheiratet ist, weiß Sie um das damit verbundene Leid für Ihre Eltern und Familie.

Engster Familienkreis
Da bekomme ich beim Schreiben gleich nochmal feuchte Augen.

Samstag, 19. November 2016

Tag 5 Nihon 2016

Nach einem zünftigen Ramen-Frühstück am Tsukiji-Markt habe ich die neue Familiengruft der Familie Fujinaga besucht. Nach dem nun auch beide Eltern von Fujinaga Sensei mit über 100 Jahren verstorben sind, ist die Familie mit der Grabstätte von Tamarein nach Minato-ku in die City von Tokyo umgezogen.

Die Verwaltung hat sofort mit dem Familienoberhaupt, dem älteren Bruder von Fujinaga Sensei Rücksprache gehalten, und nach meiner Audienz wurde ich in das Büro gebeten und es wurde ein Telefonat arrangiert.
Es gab auch ein Zwischenstopp am Budokan. Einerseits hat man dort jugendliche Freaks angetroffen, die für irgendwelche Karten (My First Story) Karten anstanden. Andererseits liefen hunderte Kinder in Uniform und Reih und Glied entlang – alle hatten Tüten in der Hand. Es wurde herbstliches Laub wohl zu Anschauungszwecken gesammelt.

Nach dem ich mein Fahrrad abgegeben  und die 1. NachmittagsSession im Honbu Dojo verpennt habe, konnte ich lediglich 2 Einheiten absolvieren. Liebe Leute – mein Jetlag dieses Jahr ist unglaublich. Er in der 5. Nacht konnte ich halbwegs vernünftig schlafen. Der volle Mond soll schuld haben ich mir hier sagen lassen.
Chubachi Sensei und Hanzaki Sensei gaben sich die Mühe.
Die Reminiszenz beider Einheiten war, das ein grundlegendes Thema im Training ausreicht. Ich habe früher auch dazu geneigt, den Schülern möglichst viel in jedem Training mitzugeben. Das führt zu einer Überfrachtung des Trainings und vor allem zur Überforderung der Schüler mit dem schlechten Ergebnis, dass die Schüler im Zweifel gar nix mitnehmen.
Beide Sensei haben im Stand Vorübungen vollziehen lassen um dann im Partnertraining die Sache zu testen. Im Abschluss gab es Kata, wobei die Aspekte der vorherigen Übungen in den Kata wieder aufgegriffen wurden.
In allen bisherigen 8 Einheiten ist mir wieder aufgefallen, dass die Senseis im Training die Dreifaltigkeit des JKA-Karate beherzigen – Kihon-Kata-Kumite.
So soll es sein.

 

Donnerstag, 17. November 2016

Tag 4 Nihon 2016


Zunächst Exkurs 1: Ich denke ich bin ein Orientierungstyp. Mittlerweile könnte ich Radtouren durch Tokyo organisieren. Die Japaner schauen mich ungläubig an, wenn ich nachts von Shibuya nach Ryogoku fahre – und dabei nicht einmal auf die Karte schaue.
Aber eine Sache werde ich nicht los – komisch wie der Mensch so tickt. Regelmäßig kommt es vor, dass wenn ich gedankenlos abfahre, ohne vorher die Richtung zu sondieren, dass ich entgegengesetzt fahre. Oder etwa Gegenteilig: wenn ich mir zum hundertsten Male vorher genau überlege, ob ich vorne oder hinten in die Bahn einsteige, um am Zielbahnhof optimal auszusteigen – ich liege gleichwohl meist falsch, was mir sonst woanders nie passiert.

Der Grund: Unser Kopf ist Rechtsverkehr gewöhnt und justiert alles danach. Da ist man mit dem Linksverkehr aufgeschmissen – egal ob man intuitiv oder wohlüberlegt agiert. Exkurs 1 Ende.

Trainingstechnisch war ich heute im Kuuyuukai Dojo in Akasaka unterwegs – hier agiert Takahashi Yuko Sensei – nicht nur das hier eine Frau Chefin eines Karate-Dojos ist, 2 der 3 Assistenztrainer(innen) sind auch Frauen. Im Bereich Karate sind vornehmlich Männer als Sensei unterwegs – Frauen als Sensei sind Mitgliederbezogen unterrepräsentativ – da macht das Kuuyuukai Dojo explizit eine Ausnahme.

Beim Karate-Training müssen sich beide Seiten aufeinander einlassen. Für einen jungen weiblichen Sensei ist es besonders schwierig, wenn das Dojo voll mit Männern steht. Bisher habe ich Nakamura (Takagi) Ayano als junges verrücktes Karatemädel betrachtet – nun stand sie mir erstmals als Sensei gegenüber – für beide Seiten eine neue Erfahrung – sie hat mit Bravour bestanden. Sie ist mittlerweile zu einer jungen ernsthaften Frau geworden - frisch verheiratet und bereits Vizeweltmeisterin und aktuell 2malige JKA All Japan Kata Champion ... und ich erwarte noch einiges von Ihr. Ich komme auf meinen Kobayashi Sensei Ibiza Gasshuku Blog zurück - bestimmt sind 50% der Bewegungsdetails von Nakamura Ayano Sensei für mich und meinen Körper illusionär - aber man muss es gesehen haben, die Bilder im Kopf abspeichern und dann im Einklang mit seinem eigenen Körper den richtigen Weg einschlagen.

Zumindest mit der Größe meiner Hände kann ich in Japan immer "punkten"
Das ist etwa mein Bild von JKA-Karate, personell und optisch
 
Bild von Iimura und Tanaka Sensei 1978 im Laden von SHOBU
aber auch Nakamura Ayano Sensei gehört dazu - zum Glück wie ich finde.
Aufgrund der gemischten Gruppen wurden Standards trainiert – und ich bin glücklich darüber – immer wieder zurück zum Ursprung und viele Wiederholungen. Die Summe der eigenen Unzulänglichkeiten ist unermesslich – da braucht es immer wieder solcher Basic-Trainingseinheiten – vor allem wenn man sonst selber vorne steht.
Man erlebt immer wieder und erwischt sich auch selber dabei, dass man durchaus ein Problem damit haben kann, wenn der Sensei vor Einem alterstechnisch der eigene Nachwuchs sein könnte und man zum Zeitpunkt dessen Geburt schon einen schwarzen Bindfaden um seinen Bauch hatte.

Man muss sich darauf einlassen, sonst kann man es auch seinlassen – insbesondere die Altersausrede, die man gerne mal als Joker für sich selber zieht, ist Unsinn – bis 50 etwa kann man vieles kompensieren mit Erfahrung und geschultem Augen – ab 50 muss man wieder mehr trainieren als die jungen Leute, um am Ball zu bleiben – und sich auch auf junge Sensei einlassen – und die müssen den Mut haben dazu.

Hier erinnere ich mich immer wieder an ein Erlebnis vor etwa 6 Jahren – Okuma Sensei war 40 Jahre alt und musste das Honbu Gasshuku Training der Gruppe 6.-8. Dan leiten – ein Großteil der Teilnehmer hätten altersmäßig seine biologischen Eltern sein können und waren schon hochgraduierte Meister, als Okuma Sensei mit Karate angefangen hat. Gleichwohl hat Okuma Sensei das Training um 30 Minuten überzogen und die Teilnehmer kamen klitschnass nach 2 Stunden die Treppen hinunter und sahen nicht glücklich aus – solch ein Vorgang ist für beide Seiten nicht selbstverständlich und vielerorts zerbrechen Karategemeinschaften leider an solchen Konstellationen – siehe etwa Großbritannien nach dem Tod von Enoeda Sensei.

Exkurs 2: Keigo Shimizu Sensei hat heute auf Facebook ein schönen Link zum Heimatland des Karate gelinkt. Das kann man hier täglich sehen und fühlen – auch darauf muss man sich einlassen. Hier meine heutigen Impressionen.
Wolkenkratzer und Hightech bis zum Horizont aber auch Kochen, Essen und Abwaschen an der Straße

Nebeneinander von Grüns, Tradition und moderner Architektur in Akasaka