Das Wetter in der Kanto-Region ist innerhalb von 8 Stunden
wieder komplett umgeschlagen – man lebt eben am Meer darf man in Tokyo nicht
vergessen – da geht es schnell mal hin und her. Gestern ca. 1 Grad und
Schneefall – heute Postkartenhimmel und um die 10 Grad im Schatten. Aber wenn
man sich die hiesigen Nachrichten angeschaut hat, war wohl der überraschende
Wintereinfall auch für Japan ungewöhnlich. Und da Tokyo am Meer liegt ist ein
Wassertaxi Tour – etwa nach Odaiba Pflichtprogramm – man merkt sofort, wenn die
ursprünglichen Viertel verläßt und die Meer künstlich errichteten Viertel
anfangen – dort gibt es ausschließlich Hochhäuser.
Und apropos Verkehrswege - die Masse der hier modernen Straßen wurde zur Olympiade 1964 errichtet - meinem Geburtsjahr - und da fragt man sich, was die in Deutschland immer so ein Gewese um ein bisschen Straßenbau machen.
Freitag ist fest gesetzter Shokukan-Dojo-Tag in Koganei. Ich
hatte etwas Bammel weil Tanaka Sensei in Dänemark unterwegs war, bin aber gleichwohl
die kurze Reise angetreten – etwa 1 Stunde von Tokyo City aus. Ich hatte Glück –
obwohl Tanaka Sensei erst gestern aus Kopenhagen zurückgereist war, stand er
heute mit seinen 75 Lenzen wieder im Dojo – alte Schule eben.
Im Vorfeld des Kindertrainings ging es zunächst sehr
ausgelassen zu – Tanaka Sensei war umringt von seinen Schülern und zeigte auf
einem Tablet Bilder – offenbar gab es Enkelnachwuchs der Familie Tanaka zu
bestaunen und zu belachen.
Im Training wurde Kanku-Dai unterrichtet. Tanaka Sensei
nahm sich die Zeit und erklärte den Kindern auch historische Zusammenhänge
anhand der Kanji der Kata. Einzelne Kinder mussten die Kanji nachzeichnen und
bei Abweichungen im Schriftbild erklärte Tanaka Sensei die nun neue Bedeutung –
das führte zu großer Belustigung. Auch Jion, Enpi und Bassai Dai wurden Kanji-technisch beleuchtet.
Besonderen Wert legte der Sensei auf die richtige Zählweise –
65 Zählzeiten und die korrekte Betonung. Die Co-Trainerin brauchte 7x bis die
Zählweise richtig war – mithin musste die Gruppe 7x die Kata nacheinander
laufen – und jedes Mal gab es ein leichten Schlag mit dem Shinai auf das
Hinterteil.
Tanaka Sensei stellte mich allen und insbesondere den neuen
Schülern vor – und skizzierte kurz die Geschichte über Fujinaga Sensei in Wien,
den Gasshuku dort mit Tanaka Sensei und unserem langen gemeinsamen Weg, der
mich immer wieder auch ins Shokukan-Dojo führt.
Im Erwachsenentraining blieben wir bei Kanku-Dai – zum Glück
fand heute nicht das übliche Gemetzel zwischen Dojoteam und Uniteam statt – ich
war gesundheitlich etwas angeschlagen wegen des Wetterwechsels. Nach dem 3
Zählversuche der jungen Teilnehmer scheiterten, war ich an der Reihe. Zum Glück
lege ich seit einiger Zeit gesteigerten Wert auf exakte Zählweise – und konnte
mit Bravour und Beifall die Mini-Prüfung bestehen – ansonsten hätte ich mir
auch Ärger mit dem Sensei eingehandelt – schließlich zählt er mir seit Jahren
die Dinge richtig vor.
Die letzte halbe Stunde sollte jeder seine Tokui-Kata üben.
Tanaka Sensei fragte mich und ich praktizierte Goshushiho-Dai – und kam so in
den Genuss eines 30-minütigen Einzeltrainings. Zwar platzte mir fast der linke
Oberschenkel – aber ich bin um einige wichtige Details reicher - ich Glückspilz.
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