In der Niederlande fand in Beek das 10. JKA Memorial Gasshuku für Peter Wewengkang statt. 400 Teilnehmer aus 9 Ländern war vor Ort um bei Sawada, Okuma, Nemoto, Kurihara und Shimizu Sensei zu trainieren. Eine gelungene Veranstaltung mit guter Stimmung
Von meinen zahlreichen Lehrgängen dieses Jahr wurden 7 durch JKA-Honbu-Instruktoren geleitet. Wenn man mehrere Lehrgänge besucht, wird ein "roter Faden" erkennbar. Ganz offensichtlich setzt die JKA für die weltweite Lehrtätigkeit Schwerpunktthemen.
Kernthema 2022 war der richtige und deutliche Einsatz der Hüfte und der Beine im Karate.
Für mich ein Volltreffer, weil ich diese Thematik seit geraumer Zeit als meine eigene Baustelle betrachte und in den Trainingsstunden, die ich selber gebe, schwerpunktmäßig unterrichte.
Das nichtjapanische Karate leidet unter dem übermäßigen Gebrauch des Oberkörpers bei der Ausführung der Techniken unter Vernachlässigung des Unterkörpers.
Zuviel Muskelspannung bei der Ausführung, unzureichende Entspannung zwischen den Techniken, unnötige kraftbetonte Vorbereitungsbewegungen, zu langes Kime einerseits. Verkümmerte Hüftbewegungen, Spannungsverlust im Standbein, zu geringe Amplituden bei Vor- und Rückwärtsbewegungen insbesondere bei Yori-Ashi andererseits.
Das insoweit richtige Ausführen der Kata als Vorübung für die freie Bewegung im Kumite ist enorm wichtig. Ältere Instruktoren sind hier oft nachsichtig und geben ohne Groll immer wieder die gleichen Hinweise. Bei den jüngeren Instruktoren sehe ich mittlerweile eine andere Gangart. Hier wird mitunter deutlich auf falsche Ausführungen hingewiesen und nicht alles belächelt. Kurihara Sensei etwa führte 2 Varianten grundlegenden Bewegung vor, wobei beide mangelhaft warten, und fragte die Trainierenden , welche die Richtige sei. Eine große Anzahl positionierte sich für eine Variante und der Sensei war sehr verärgert.
Man muss sein Auge schulen, genau hinschauen und kopieren. Anders als in der Schule und der Uni ist hier Abgucken die beste (zulässige) Lernmethode. Wenn dies in der Masse nicht angenommen wird, verärgert das die Instruktoren zu Recht. Wieso den langen Weg und die Mühe auf sich nehmen, wenn nur Wenige die Ratschläge annehmen. Ich fahre zu vielen Lehrgängen und oft werden bestimmte Dinge jedes Jahr wieder vertieft, weil es keinen erkennbaren Fortschritt gibt, obwohl insbesondere im Schwarzgürtelbereich der Teilnehmerkreis recht homogen ist.
Nemoto Seisei etwa hat beim Training der Kata Jitte schwerpunkmäßig darauf hingewiesen und mehrmals demonstriert, dass die Techniken der Kata recht simpel sind und es deshalb umso mehr darauf ankommt, die grundlegenden Dinge richtig zu machen - exemplarisch die 4 Age Uke (21.-24. Bewegung) - der Age Uke Block startet jeweils von der Hikite-Position an der Hüfte. Abschließend wurde die Kata 2x in jeweils der Gruppe ohne Kommando praktiziert. Gefühlte 2/3 der Teilnehmenden der beiden Gruppen ab 3. Dan, die ich dann sehen konnte (musste), führten unsaubere Age Uke aus, vor allem indem der Unterarm vor den Bauch geführt wird und dann horizontal nach oben gehoben wird. Schade ....
Kanku Dai (Kurihara), Bassai Sho (Okuma) und Bassai Dai sowie Jitte (Nemoto) waren die Schwerpunkt-Kata in meiner Trainingsgruppe. Jeder Instruktor demonstrierte deutlichen Raumgewinn bei den Bewegungen in der Kata und jede Bewegung hat seine spezifische Rotation oder Vibration im Hüftbereich. Sofern es Variationen gibt, etwa 3. und 4. Bewegung in Kanku Dai (Ausführung mit Gyaku-Kaiten als auch Jun-Kaiten möglich), soll aber nicht gemixt werden - entweder die eine oder aber die andere Variante praktizieren.
Das Wichtigste ist aber, dass es überhaupt eine erkennbare Bewegung im Bereich Hüfte gibt - das betrifft vor allem auch Bewegungen in der Kata, in denen die Stellung der Hüfte vor und nach der Bewegung gleich ist - so bei Techniken im Kiba Dachi oder bei einem Wechsel von Kiba Dachi in Kokutsu Dachi.
Es gibt viel zu tun. Versuchen wir es im Jahr 2023 noch stärker, aber mit weniger Oberkörpermuskel und mehr Unterkörperdynamik. OSU! #jkafamily
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