Herzlich Willkommen auf dem neuen gemeinsamen BLOG des Karatedôjô Fujinaga Leipzig e.V. und des Budoverein Fujinaga Berlin e.V.!
An dieser Stelle möchten wir dem interessierten Besucher mit Beiträgen, Berichten und Bildern einen Einblick in unser Training, unsere Aktivitäten und unsere Erlebnisse gewähren. Dabei soll immer auch unser Verständnis und unser Antrieb, mit dem wir in unseren Dôjôs Karate praktizieren, zum Ausdruck kommen.
Unsere Vereine widmen sich der Pflege und Ausübung des traditionellen Shotokan-Karate, wie es von der JKA (Japan Karate Association) unter der Leitung von Masatoshi Nakayama entwickelt wurde. Insbesondere wird das Erbe der Lehrtätigkeit von Yasuyuki Fujinaga Sensei in stillem Gedenken die Vereinsmitglieder auf ihrem Weg des Karate begleiten. Er vermittelte den Gründern beider Vereine unschätzbare Anregungen und Einsichten.

Weitere Informationen finden Sie auf unseren Homepages.

Donnerstag, 9. Juni 2022

Karate trainieren in Japan

Die Welt öffnet sich wieder und auch Japan, mit seinen sehr strengen Pandemie-Auflagen, lässt nun wieder Touristen in das Land.
Es besteht damit auch wieder die Gelegenheit nach Japan zu reisen und dort Karate zu trainieren.
Für geneigte Karateka hier ein paar Hinweise: Japaner sind grundsätzlich sehr höfliche und zurückhaltende Menschen. Jedoch legen sie einen großen Wert darauf, dass die eigenen Regeln beachtet werden. Das betrifft auch Ausländer. Oftmals wird man auch bei groben Fehlern nur angelächelt. Im schlimmsten Fall aber kann ein Besuch schnell enden bzw. man wird höflich darauf hingewiesen, dass ein weiterer Besuch nicht in Erwägung zu ziehen ist. Das Problem ist, dass wenn man die Regeln nicht kennt und niemand einen Hinweis erteilt, man Vieles falsch machen kann. Die Regeln im Dojo entspringen zumeist allgemeinen Verhaltensregeln in Japan.
Daher: 
1. Eine Teilnahme am JKA-Honbu-Dojo-Training ist zu den jeweilig geltenden Bedingungen möglich. Näheres findet man hier auf der bekannten Webseite. 
2. Sofern man an Universitäten bzw. direkt in den Dojos trainieren möchte, sollte man vorher einen Kontakt knüpfen und zunächst nachfragen, ob eine Teilnahme möglich ist. Wenn ja, sollte man sich vorher anmelden. Höflicherweise sollte man auch hinterfragen, ob eine Trainingsgebühr zu entrichten. 3. Schon immer ist es in Japan so, dass man für den Fall eines eigenen Unwohlseins bspw. eine Erkältung in der Öffentlichkeit zumindest eine medizinische Maske trägt.
4. Beim Betreten von Gebäuden, in denen sich Dojos befinden, das kann in Japan alles sein (Rathaus, Polizeistation, Kindergarten, Tempelanlage, private Seminarräume, Sportgebäude) ist genau zu beachten, wann die Straßenschuhe auszuziehen sind. In der Regel ist dies bereits im Eingangsbereich der Gebäude der Fall – dort finden sich dann auch Regale – meist liegen auch Einwegbeutel zu Gebrauch aus, um die Straßenschuhe darin zur Mitnahme aufzubewahren. Auch nasse Regenschirme sind im Eingangsbereich zu hinterlassen.
5. Sofern sich die Dojos nicht in Sportgebäuden befinden, sind oftmals nur beengte und provisorische Umkleidemöglichkeiten vorhanden, Sanitäreinrichtungen zum Duschen sowieso nicht. Man sollte gleichwohl Sorge dafür tragen, niemanden (eines anderen Geschlechts) mit der Entblößung seines Körpers zu belästigen.

Die folgenden Benimmregeln sollte man solange befolgen, bis man nicht konkret aufgefordert wird, etwas so oder so machen:
6. Als Gast sollte man sich jederzeit im Hintergrund halten, dass zumindest Andeuten einer Verbeugung bei Kontakt ist hilfreich – dabei sollten die Handflächen sichtbar im Bereich der Oberschenkel aufliegen.
7. Bevor man irgendwie aktiv wird ist ein gewisses Verharren unschädlich, denn oft findet sich jemand, der einem höflich zu verstehen gibt, was genau jetzt angebracht ist.
8. Wenn man den Laufweg älterer Personen, im Dojo der Sensei oder der Sempais kreuzt bzw. vor ihnen entlang läuft, ist das leichte Vorstrecken der geöffneten Hand (Handfläche innen) sowie ein hörbares „Mae sumimasen“ ein Zeichen von Respekterbietung.
9. Auf der Shomen-Seite des Dojos ist nichts abzulegen (etwa die Trainingstasche). Das Fotografieren oder Filmen im Dojo vor oder beim Training ist nicht erwünscht. Die Einnahme von Wasser erfolgt nur in ausdrücklichen „Waterbreaks“. Separate Kleidung – etwa T-Shirts unter dem Dogi – sind nicht erwünscht. Überaus bunte Dogi bzw. nicht weiße Dogi sind unüblich. Der Dogi sollte vor jedem Training gewaschen werden – hierfür nutzt man ggf. öffentliche Waschsalons.
10. Sobald zu Trainingsbeginn oder –ende angetreten wird, stellt man sich zunächst am Ende der Linie hinter die Linie der Dojomitglieder, unabhängig von der eigenen Graduierung bzw. der Graduierung der Dojomitglieder. Ein absolutes No-Go ist das Aufstellen am Anfang der Linie, auch wenn man selbst die höchste Graduierung der Anwesenden besitzen sollte.
11. Grundsätzlich wird im Training, abgesehen von Kommandos (im Kumite) oder Ansagen (Kata) nicht gesprochen. Fragen werden grundsätzlich nicht gestellt, außer man wird dazu ausdrücklich aufgefordert. Auch in Trinkpausen wird nicht gesprochen. Man sollte nach dem Trinken wieder unaufgefordert seinen vorherigen Platz im Dojo einnehmen.
12. Von der allgemeinen Höflichkeit und Rücksichtnahme der Dojomitglieder vor und nach dem Training gegenüber von Gästen darf man sich nicht „Einlullern“ lassen. Im Training werden alle zu „Kriegern“ und geben bei jeder Übung 110%. Man muss höchst konzentriert arbeiten und aus Eigenschutz stets die maximale Leistung abrufen. Insbesondere Kihon-Kumite-Übungen sind hoch gefährlich. Hier besteht eine latente Gefahr von Verletzungen – insbesondere im Kopfbereich. Das hat nichts mit dem Gaststatus zu tun – Training ist Training – auch unter den Dojomitgliedern schont sich niemand untereinander.
13. Mitunter werden die Sempai im Training laut und motivieren die Koheis durch Anschreien – das ist normal.
14. Zurechtweisungen und Hinweise im Training erhält man oft nicht direkt vom Sensei sondern – im „vorauseilenden Gehorsam“ - von den Sempais. Es ist mit „OSS“ oder „Hai“ deutlich hörbar zu reagieren.
15. Soweit man bei Erläuterungen des Sensei Platz nimmt, gibt es dafür nur Seiza bzw. den Schneidersitz (Danke für den Hinweis von Wolfgang Herbert aus Tokushima - ich hatte zunächst Lotussitz geschrieben ...). Der Oberkörper sollte sich dabei stets im Lot befinden. Ein Abstützen mit den Händen oder aber ein Strecken der Beine sind ein absolutes No-Go. Soweit man steht, ist auch hier der Körper aufrecht zu halten, ein Anlehnen an die Wand oder ein Hinsetzen etwa auf eine Bank ist unerwünscht. Die Arme und Hände sollten am Körper anliegen – etwa ein Verschränken der Arme ist obsolet.

Nimmt man sich diese Dinge zu Herzen, wird man überall ein gern gesehener Gast sein.

4 Kommentare:

  1. Es kam der Hinweis von Wolfgang Herbert aus Tokushima zu meinem Artikel - übrigens auch ein Schüler von Fujinaga Sensei - ich sei päpstlicher als der Papst. In der Summe meiner 15. Punkte, die mir so eingefallen sind, mag dieser Eindruck richtig sein. Aber ich gehe ddavon aus, dass man sowieso nicht alles beachten kann und wird - und schließlich ging es mir darum, dass geneigte Japanreisende nach ihrem ersten Karatetraining jederzeit wieder willkommen sind - eben weil sie augenscheinlich päpstlicher als der japanische Karatepapst waren.

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