Herzlich Willkommen auf dem neuen gemeinsamen BLOG des Karatedôjô Fujinaga Leipzig e.V. und des Budoverein Fujinaga Berlin e.V.!
An dieser Stelle möchten wir dem interessierten Besucher mit Beiträgen, Berichten und Bildern einen Einblick in unser Training, unsere Aktivitäten und unsere Erlebnisse gewähren. Dabei soll immer auch unser Verständnis und unser Antrieb, mit dem wir in unseren Dôjôs Karate praktizieren, zum Ausdruck kommen.
Unsere Vereine widmen sich der Pflege und Ausübung des traditionellen Shotokan-Karate, wie es von der JKA (Japan Karate Association) unter der Leitung von Masatoshi Nakayama entwickelt wurde. Insbesondere wird das Erbe der Lehrtätigkeit von Yasuyuki Fujinaga Sensei in stillem Gedenken die Vereinsmitglieder auf ihrem Weg des Karate begleiten. Er vermittelte den Gründern beider Vereine unschätzbare Anregungen und Einsichten.

Weitere Informationen finden Sie auf unseren Homepages.

Dienstag, 5. November 2024

Japanische Härte

Budokan Unimeisterschaften 2023 AllJapan

Der Wettkampf ist nur eine Episode des Karate-Do, insbesondere wenn man es als lebensbegleitendes Budo betreibt. Gleichwohl: Die Kämpfe und die Kata-Darbietungen der erst gerade beendeten 16. JKA-WM habe ich noch im Kopf. Wie man auch immer einzelne Kampfrichterentscheidungen bewerten möchte - die Mehrheit der japanischen Kaderathleten spielen in einer eigenen Liga.

Warum das so ist, ist mir in den ersten 36 Stunden hier gleich wieder vor Augen geführt worden. Japan und japanisches Training lässt sich nicht kopieren. Man muss letztlich hierher kommen und die Zeit, Kraft und Leidensfähigkeit aufbringen, mit Demut in die Tiefe des Karate einzutauchen. Exemplarisch nenne ich hier Melissa Rathmann, auf den Wettkampf bezogen eine deutsche Kataathletin. Sie war schon vorher eine exzellente Wettkämpferin. Nach Ihren 2x 6 Monaten Japantraining agiert sie als einige der wenigen weltweit nun in Bereich Ihrer japanischen Konkurrentinnen.

Aber auch Melissa kann die ersten Jahre Karatetraining ohne Japan nicht ersetzen. Man kann davon halten was man will, aber schon die Kinder und Jugendlichen werden hier über ihre Leistungsvermögen hinaus gefordert. An den Unis wird faktisch mit militärischen Methoden ein Drill praktiziert. Vor und nach dem Training findet hier ein netter und achtsamer Umgang miteinander statt. Im Training aber werden erbarmungslos 110% und mehr verlangt. Das stellt niemand in Frage.

Das aktuelle Beispiel aus meinem "familiären" japanischen Umfeld: Nemoto Sensei hat 3 Kinder und ist ein fürsorglicher und lieber Papa.

Wir haben uns am Montag auf dem Flughafen getroffen - er kam vom Funakoshi Sensei Jubiläumstraining aus Okinawa zurück. Es war Feiertag in Japan und die Heimreise dauerte bis 18.00 Uhr. Gleichwohl zog er sich im Haus und Dojo seines Vaters sofort um. Ich wohne hier. Dann mussten sein ältetester Sohn sowie dessen gleichaltriger Cousin ab 18.30 Uhr ein 2 Stunden Sondertraining absolvieren.

Heute war um 20.30 Uhr Schluss im Tsudanuma Dojo. Ich wartete im Auto zusammen mit Nemoto Sensei und sein 16 jähriger ältester Sohn kam in Schuluniform gerade vom Highschool-Unterricht. Anstatt mit mir das vorbereitete Dinner seiner Mutter zu essen, ging es sofort ins heimische Dojo. Dort warteten schon 2 extra einbestellte Studenten aus der Unimannschaft und es wurde bis 22.00 Uhr Kumite trainiert. Dann gab es was zu Essen. Ich fragte Nemoto Sensei, ob sein Sohn kein Training an der Highschool hatte. Doch sagte der Sensei, die haben dort täglich Training. Aha. Übrigens hatten die Studenten heute auch schon 5 Stunden Training hinter sich von 6.30 - 8.30 und von 17.00 - 20.00 Uhr. In 2 Wochen sind im Budokan die Alljapanischen Studentenmeisterschaften. Zur Trainingsintensität sage ich jetzt mal nichts.

Abendlicher Drill bis zum Umfallen 


Japan 2024 2. Runde

Ich stehe noch im Berufsleben und kann daher meinen Arbeitsplatz nicht wesentlich länger als 14 Tage verlassen. Nach den vergeudeten Coronajahren "muss" ich nun 2x jährlich nach Japan, um die ausgefallen Jahre zu kompensieren, obwohl Lebenszeit nicht reproduzierbar ist.

Im April habe ich keine Zeit gefunden, um zu berichten, obwohl es mich zum Jubiläums-Spring-Course der JKA nun erstmals an die Quelle des Karate nach Okinawa verschlagen hatte. Im übrigen bin ich hier seit 2018 in den japanischen Alltag integriert, da fehlt schlichtweg die Zeit zum Ausgleich den Blog zu schreiben im "einsamen" Hotelzimmer. Mir gehen auch langsam die Themen aus, ohne dass ich nach schaue, was früher aus meiner imaginären Feder geflossen ist.

Ich gebe mir Mühe. Die erste Nacht war nur 3 Stunden kurz - die volle Jetlag. Nach 3 Stunden Lesen bin spazieren gegangen und habe mir um 5.00 Uhr morgens einen 24h-Supermarkt in aller Ruhe angeschaut. 

Zum Mittag dann mal Soba - Kalte Nudeln mit eine Sauce zum Dippen und Beilagen.

Vor den beiden Trainingseinheiten an der Uni und im Tsudanuma Dojo haben wir noch eine Tempelanlage besucht, die die Vorfahren von Nemoto Sensei mütterlichseits vor 400 Jahren errichtet haben. Ich hoffe das Training lässt mich heute Nacht durchschlafen.


Dienstag, 16. Januar 2024

Fujinaga Memorial Course 2024 in Berlin

Fujinaga Yasuyuki Sensei wäre dieses Jahr 80 Jahre alt geworden. Leider konnte er seinen letzten 30 Geburtstage nicht mehr feiern, da er sehr jung an einer schweren Erkrankung mit 50 Jahren verstorben ist.

Fujinaga Sensei hat mein Karate-Do entscheidend geprägt. Ich habe mich daher entschlossen, zum Andenken an meinen ersten japanischen Karatelehrer einen Gedenk-Lehrgang in Berlin im Juni 2024 auszurichten.

Für diesen Lehrgang konnte ich Nemoto Keisuke Sensei gewinnen, der damit erstmalig in Deutschland Training geben wird.

Ich bedanke mich bei Okuma Koichiro Sensei, dem aktuellen Shihan an der Dokkyo Universität, der durch sein überobligatorisches Engagement die Durchführung dieses Lehrganges ermöglicht hat. Ich bedanke mich auch bei der Familie Fujinaga, die mich emotional begleitet hat.



   

Freitag, 17. November 2023

Narita Stadt

Heute mal nur Kultur. Nun bin ich schon so oft von Tokyo-Narita aus zurück nach Hause geflogen, aber das Städtchen Narita habe ich bislang nicht besucht. Ich empfehlen Jedem, etwa am Abflugtag die Koffer am Flughafen zur Aufbewahrung abzugeben und dann ein Abschiedsrunde in Narita zu drehen - perfekter kann ein ortsnaher Urlaubsabschluss nicht sein.


Die innerstädtische Tempelanlage ist ein sehr weitläufiges Gelände mit diversen Tempeln und schönen Gärten nebst natürlichen Abschnitten einschließlich einem Wasserfall. Ich habe mich an das Flair von Kyoto erinnert, als ich durch die Anlage flaniert bin. Leider hat die Laubfärbung am 17.11. noch nicht eingesetzt - dann wäre es noch imposanter gewesen.








Die Haupthalle



Der Eingangsbereich

Am Tempelgelände verläuft die historische Straße Omotesando. Wenn die typische Kabelverlegung an Masten endet, kann man erahnen, dass man sich einer historisch wertvollen Gegend nähert. In der Omotesando findet man historische Handelshäuser mit netten Restaurants und geschmackvollen Geschäften. Der Autoverkehr ist teilweise untersagt. Berühmt sind hier die Unagi-Retaurants. In den umliegenden Seen gibt es reichlich Aale, die hier dann traditionell zubereitet werden.


Nach der Schule mal schoppen

Unagi


Sonntag, 12. November 2023

Training, Training, Training am 11.11.2023

An den Wochenenden ist Hochbetrieb in allen Sportstätten, denn nun hat man in Japan ausreichend Zeit, sich seinem Hobby hinzugeben. Und das wird ausgiebig getan. Nach dem gemeinsamen Training sitzt man danach noch oft zusammen. Das heißt etwa für den JKA-Instrutor Nemoto Sensei insgesamt 8 Stunden Training an 3 Standorten geben. Dann ist er etwa 11 Stunden unterwegs.



Etwas verrückte "Trainingsstätte" an der Straße

Biervorrat für die Dojoparty am Sonntag

Ich habe heute 2x3 Stunden in der Universität (10-13 Uhr) und dann im Dojo von Nemoto Sensei (17-20 Uhr) trainiert. An der Uni stand schon ein Student bereit, um mich mit meinem Fahrrad zu empfangen. Ich hatte mein Smartphone liegen lassen und musste die ca. 10 km ohne Navigationshilfe absolvieren. Glücklicherweise habe ich mein Orientierungssinn hier schon präzisiert und kam pünktlich ohne Umwege an.

Das Unitraining ist wettkampforientiert - in den kommenden 2 Wochen gibt es 2 große Wettkämpfe - einen WKF-Wettkampf im Budokan und die JKA-Universitäts-Liga . Die letzten 30 Minuten gab es Freikampf. Eine Hälfte wurde nach den Regeln der WKF gekämpft und die zweite Hälfte nach JKA Regelwerk. Hier musste ich dann zu Übungszwecken den Hauptkampfrichter machen. Ähnlich wie in der Kata, muss sich der Kampfrichter exakt bewegen und bei jeder Bewertung eine korrekte Körperhaltung einnehmen. Nach langer Pause hatte ich hier meine Not. Aber es steht im Frühjahr die nächste Kampfrichterlizenzprüfung an - üben üben also.

Im Tsudanuma Dojo starten die Kinder mit den Erwachsenen zusammen und später dann wird in einzelnen Leistungsgruppen trainiert. Die letzte Stunde dann absolvieren die Fortgeschrittenen alleine. Bei fast jedem Dojo-Training bekomme ich hier die Gelegenheit, selbst zu unterrichten. Das ist für mich sehr reizvoll, im Mutterland des Karate zu lehren. Aber wozu hat man denn eine Instrutorlizenz der JKA - auch hier muss man sich ständig üben.

Generell ist es aber so, dass sich die Älteren (Senpai) um die Jüngeren (Kohei) kümmern, und diese das auch einfordern. So kamen Kinder und Jugendliche nach ihrer Kata-Ausführung und fragten mich, was sie noch verbessern müssen. Das ist nicht nur im Karate so, sondern wird in allen Lebensbereichen so praktiziert.

Wenn es etwas zu kritisieren gibt, wird dies auch nicht vom Ältesten oder dem Chef bzw. Chefin geäußert. Z. B.: So fand heute zwischen den beiden Trainings ein Lunch mit den Sempais aus dem Uniteam im Haus bei Nemoto Sensei statt. Ich setze mich an den Tisch und die Tochter (13) vom Sensei ermahnte mich, ich möge mir vor dem gemeinsamen Essen doch zunächst die Hände reinigen. Au backe - welch ein Versäumnis - muss ich gestehen. Es braucht noch ein paar Tage mehr, bevor ich hier wieder alle Verhaltensregeln automatisch mache.

Dojo-Dinner am Abend

Lunch mit den Uni-Sempai

P.S. Bilder vom Unitraining sind nicht gestattet, da die Unileitung dies nicht wünscht.