Herzlich Willkommen auf dem neuen gemeinsamen BLOG des Karatedôjô Fujinaga Leipzig e.V. und des Budoverein Fujinaga Berlin e.V.!
An dieser Stelle möchten wir dem interessierten Besucher mit Beiträgen, Berichten und Bildern einen Einblick in unser Training, unsere Aktivitäten und unsere Erlebnisse gewähren. Dabei soll immer auch unser Verständnis und unser Antrieb, mit dem wir in unseren Dôjôs Karate praktizieren, zum Ausdruck kommen.
Unsere Vereine widmen sich der Pflege und Ausübung des traditionellen Shotokan-Karate, wie es von der JKA (Japan Karate Association) unter der Leitung von Masatoshi Nakayama entwickelt wurde. Insbesondere wird das Erbe der Lehrtätigkeit von Yasuyuki Fujinaga Sensei in stillem Gedenken die Vereinsmitglieder auf ihrem Weg des Karate begleiten. Er vermittelte den Gründern beider Vereine unschätzbare Anregungen und Einsichten.

Weitere Informationen finden Sie auf unseren Homepages.

Dienstag, 23. Oktober 2018

Finale Nihon 2018

Am letzten Tag lass ich etwas ruhiger angehen – der Tag soll noch mit einem Trainingsbonbon enden – und nicht nur das, es wurde der überraschendste Tag dieser Karate Reise überhaupt – domo arigato gozaimashita Nemoto Sensei.

Ich habe in 11 Tagen 30 Trainingseinheiten absolviert. Gerade wegen der müden Knochen und Gelenke, dafür mit über 6 Kilo weniger auf den Rippen, spüre ich deutlich den Gewinn für mein Karate in mir – wer gleiches auch erleben will, sollte einfach mal 2-3 Dogi einpacken und nach Japan fliegen – ihr werdet es nicht bereuen. Die einzige Gefahr die besteht ist die, dass ihr es danach immer wieder macht. Und mehrmals am Tag und auch zur Nacht die Füße einfetten – hilft außerordentlich.

Bin in aller Frühe noch einmal nach Kawagoe gefahren, um mir die EDO-sehenswürdigkeiten in Ruhe anzuschauen. Das hat sich gelohnt.



Dann bin zu um 15.30 Uhr zu Honbu-Dojo gelaufen, um dort Nemoto Sensei zu treffen. Wir haben uns das erste Mal wirklich auf dem Norway Gasshuku 2011 getroffen, da waren wir nach dem Training auf See zusammen angeln. Das letzte Training habe ich mit ihm 2017 auf dem Gasshuku in Celje/Slowenien absolviert. Im Gegensatz zu seinem Kampfstil ist er privat sehr zurückhaltend und introvertiert.  Ich beobachte seine Entwicklung seit Jahren – haben wir doch einen ähnlichen Körperbau  - Konfektionisten sagen dazu „Sitzriese“ – also relativ kurze Beine im Verhältnis zum Oberkörper. Gleichwohl punktet Nemoto Sensei oft auch mit Jodan Mawashi Geri. Seine Schnellkraft und sein Timing ist sensationell – immerhin ist er 39 Jahre alt, und damit eigentlich über seinem „Wettkampf-Leistungs-Zenit“. Seine Kumiteerfolge sind als legendär zu bezeichnen  - 6x die All JKA Japan gewonnen. Bei den letzten beiden Weltmeisterschaften konnte er verletzungsbedingt sein Leistungsvermögen nicht ausschöpfen – aber 3x Platz 3 seit 2006 spricht auch für sich.
Wir fuhren zusammen sind seinem Auto nach Shiba

Schnellstrassen ohne Ende trotzdem Stau
– aber zunächst zum ihm nach Hause, was schon ungewöhnlich für japanische Verhältnisse ist. Nemoto Sensei hat 3 Kinder. Wir sind zusammen zu einem Tempel gefahren – dort betet die Familie jeden Tag zusammen.
Sein jüngster Sohn (5) nahm mich dann spontan an seiner Hand und wir sprinteten über den Pflasterweg, ohne die Fugen zu berühren. Seine Frau deckte mich mit speziellen Zutaten für Ramen ein, Nemoto Sensei musste von meinen jap. Kochkünsten berichtet haben. Dann ging es zum Unitraining in Chiba. 4x gibt Nemoto Sensei die Woche dort Training.  Die Studenten trainieren 3 Std. täglich. Er hat auch ein eigenes Dojo. Dort werde ich im kommenden Jahr trainieren.
Wie üblich starteten wir mit Basic Übungen und vielen Wiederholungen. Dann wurde alles immer schneller, es gab jede Menge Uchikomi Training und am Ende der nur 2 Stunden dann ½  Shobu Ippon Shiai. Ein Student musste nacheinander gegen alle anderen antreten, nach ersten Wertung kam der Nächste.
Nach dem Training ging es in ein schönes Restaurant. Zu meinem Erstaunen empfing mich dort dann die gesamte Nemoto Familie, sprich seine 3 Brüder Takuya, Takechiyo und Yusaka mit Frauen und Kindern sowie seine Eltern, also auch Nemoto sr. Shihan.

Zwei seiner Brüder machen auch Karate der dritte Bruder ist Police Officer und war mal japanischer Judomeister. Alle top fit und voll im Saft – Budo pur. Ein solchen Empfang konnte ich nicht erwarten. Ich musste so ziemlich meine ganze Karategeschichte auf den Tisch legen. Dann ging es auch noch ums Fischen, denn alle sind leidenschaftliche Angler. Die Chemie zwischen uns stimmte sofort, wobei ich nicht zu sagen vermag, ob das Karate oder das Fischen den Ausschlag gegeben hat. Das Ergebnis:
Im nächsten Jahr werde ich also nicht nur in Tokyo sondern auch bei den Nemotos zu Hause in Chiba wohnen. Es wird hartes Training geben und wir fahren auf das japanische Meer fischen. Davon konnte ich im Leben nicht träumen. Nach dem Restaurant ging es in das Haus von Nemoto Shihan. Ich konnte das im Haus befindliche Dojo betreten, in dem Nemoto Sensei als kleiner Junge vor 35 Jahren mit Karate begonnen hat – ein wahrlich erhebender Moment – ich konnte spüren, was in diesem Raum alles passiert sein muss – ich habe noch niemals ein so authentisches Dojo betreten.


Dann konnte ich meinen Espressowodka anbieten und schließen bekam ich noch diverse Geschenke  - zum Glück habe ich bei FINNAIR 2x23kg + Handgepäck. Der Höhepunkt war dann, dass mir Nemoto Shihan ein Makiwaraschlagpolster aus Reisstroh überreichte – von ihm handgefertigt. Offenbar macht er das professionell – so ein Monster von Schlagpolster habe ich selten gesehen.

Dann hat mich Frau Nemoto noch schnell zur letzten S-Bahn nach Tokyo gefahren. Vor lauter Freude über diesen schönen Abschiedsabend finde ich keinen Schlaf und schreibe dafür einen etwas überlangen BLOG. Ich freue ich mich jetzt schon auf meine Karate Reise 2019.

Wer übrigens Jetlag-Probleme hat, hier der Reisetipp der JKA Norway: Die letzte Nacht in einer Karaoke-Bar durchmachen, dann zum Flughafen und den ganzen Flug durchpennen und schwupps ist man in der gewohnten Zeitzone wieder heimisch.  Davon bin ich heute nicht weit entfernt es ist gleich 3.00 Uhr und um 7.00 Uhr ist das Taxi zur Ueno Keisei Station bestellt.

Bis zum nächsten Jahr oder bei einer der kommenden Gasshuku. Für Fragen zum Training in Japan bin ich immer auskunftsbereit. JKA-Training selber biete ich NON-PROFIT ebenfalls an www.jka-training.de


Montag, 22. Oktober 2018

Tag 12 Nihon 2018

Aus dem vorletzten Tag mache ich einen Honbu-Dojo-Tag.
Zum 10.00 Uhr Vormittagstraining war eigentlich Imura Sensei ausgeschrieben, es erschien aber Shiina Sensei. Ferner erschien auch ein Gruppe Karatetouristen aus England. Damit muss man beim Frühtraining durchaus rechnen. Dadurch kam nicht so der rechte Spirit auf im Training. Das Großteil der Gruppe kam schon zu spät und war auch etwas überfordert mit Sachen wie Partnerwechsel, richtige Körperhaltung bei Erläuterungen usw.. Aber man muss eben auch respektieren, dass die JKA ein Unternehmen ist, wenn auch als gemeinnützige Aktiengesellschaft ausgestaltet. Zur Erwärmung gab es alle Heian Kata und Shiina Sensei gab sich beeindruckend Mühe, die Basics zumindest im Ansatz zu vermitteln. Dann gab es Spirit Training, Gohon und Kihon Ippon Kumite – der Sensei wollte raumgreifende Angriffe sehen. Am Ende gab es dann ein Randori. Ich musste mit nach vorne und die anderen sollten sich nacheinander mal ausprobieren (ohne Kommentar). Da hoffe ich mal auf das heutigen Abend stattfindende Kumitetraining mit Shiina Sensei um 19.30 Uhr.

Danach wollte ich im Dojo der 3. Etage eine Stunde Makiwara-Training machen, was sich aber als schwierig erwies und mit einem Malheur begann. Die Karatetouristen hopsten vor den Makiwara rum, und ich musste die Leute davon abhalten, an den Makiwara herumzufummeln, an den deutlich „Nobody use“ geschrieben stand. Als dann die Hopserei vorbei war und die Fotosessions begannen, war es Zeit für vernünftige Techniken. Ich hatte wohl etwas zu viel Groll in mir, denn mit meinem ersten Haito Uchi zerbrach das Makiwara und es war erstmal Ruhe im Dojo.

Ich konnte nachdem sich das Dojo geleert hatte, weiter trainieren und hatte vorsorglich im Wörterbuch schon mal nach dem japanischen Begriff für Schadensersatz = songai baishõ geblättert. Nach dem Instructortraining erschien dann als erster Hanzaki Sensei. Ich zeigte ihm das Malheur und fragte nach, wie die Sache nun reguliert wird. Er versicherte mir, dass das kein Problem sei. Ich solle ruhig weiter trainieren. Muss eine starke Technik gewesen sein, meinte er. Auch als Kobayashi Sensei das kaputte Ding sah, meinte er, dass Schadensersatz nicht üblich sei.
Dann stand erstmal ein „Pflichttermin“ von Herzen an – ich besuchte die Gruft der Familie Fujinaga. Die langjährige Grabstätte in Tamareien ist umgezogen in eine Tempelanlage in die Stadt, nach Minato-ku.


Schulkinder vor dem Tempel, erst verneigten sich alle und dann wurde pausiert
Im Untergeschoss der Anlage liegt dann die Ruhestätte. Das Fotografieren ist grundsätzlich gestattet, wie mir der Bruder von Fujinaga Sensei beim gemeinsamen Besuch im Jahr 2015 erklärt hat.
Meine Fujinaga-Dojo-Karte vom letzten Besuch stand auch noch dort.

Um den Tempel herum liegt das Azabu-Juban Einkaufsviertel mit netten kleinen Geschäften. Auf einem schönen Platz verkauften Künstler ihre Tongefäße.
Und wenn man allein unterwegs ist, wir man sogar in Japan öfters mal angesprochen. Ein Interview vor der Kamera von TV Creation Japan – die wollten wissen wieso ich das Azabu-Juban-Viertel aufsuche und was mir hier besonders gefällt. Naja – meine Antworten waren dann doch etwas ungewöhnlich – damit hat der Reporter nicht gerechnet.

Ansonsten habe ich den vorletzten Tag genutzt und bin wiedermal rund um das kaiserliche Gelände in Chiyoda-ku geradelt – immer wieder krass die alten Gebäude nebst Wasser, Wiesen und Bäumen und rundherum die Wolkenkratzer ohne Ende.


Nach ein Imbiß in meinem Stamm-Sushi-Kaiten in Kagurazaka
ging es dann zu den beiden Abendeinheiten in’s Honbu Dojo – auf dem Plan stehen Nemoto und Shiina Sensei. Auch zu Nemoto Sensei erschien die englische Reisegruppe – er gab sich viel Mühe in Sachen Ellenbogenposition und Zenkutsu Dachi sowie den Kraftfluss bei Oi Zuki. Das abendliche Kumitetraining übernahm für Shiina Sensei dann Ogane Sensei.  Er praktizierte diverse Kumiteübungen – jetzt war die Reisegruppe fort und wir konnten zu neunt ein schönes Training absolvieren. Dann stellt sich mir nach dem Training eine Amerikanerin vor. Im Smalltalk stellte sich heraus, dass wir einen gemeinsamen Bekannten haben. Sie hat in den USA unter Michael Ehrenreich Sensei trainiert. Ich konnte ihr berichten, dass ich mit ihm in Berlin ein paar mal zusammen ordentlich trainiert habe und sie das Glück hat, dass Michael in die USA zurückkehrt. Wie klein doch die Karatewelt sein kann.
Kellan from USA
Letztes Training 2018 im JKA Shohonbu

Sonntag, 21. Oktober 2018

Tag 11 Nihon 2018

Heute bin ich nach Kichiõji gefahren und habe Tanaka Sensei und seine Frau Emi zu Hause abgeholt.
Der einzige trainingsfreie Tag übrigens. Es ging eine Weile zu Fuß durch die Gegend entlang am Zenpukji-Park und dann ab Kami-shakuji mit der Seibu-Shinjuku-Bahn bis zur Endhaltestelle Kawagoe in der Präfektur Saitama. Die von Shinjuku ca. 50 min. dauernde Fährt kostet ca. 4 €. Wenig Geld für so eine Strecke. Überhaupt ist das Fahren mit der JR-Linien sehr preiswert, Fahrten mit den privaten Linien sind da deutlich teurer.
Auf dem Weg vom Bahnhof in Richtung Festivalumzug
In Kawagoe kann man die traditionelle Atmosphäre der Edo-Zeit genießen. Besonders geeignet ist dafür das 3. Oktoberwochenende – dann gibt es das Kawagoe-Festival, eine 360 Jahre alte Tradition.

Auf Grund der Enge und der Menschenmassen passt ein Vergleich zum Weihnachtsmarkt – aber Tanaka Sensei kannte einen guten Platz, an dem es erträglich war.

Es war das Festzelt einer Mannschaft – alle Mitwirkenden waren erkennbar gleich bekleidet, um den Hals mit der Namensschärpe.
Tanaka-Sensei stellte eine 1,8 Literflasche Sake auf den Tisch und die wurde dann auch umgehend geleert. Zum Glück gab es viele hausgemachte Speisen, denn es gabe noch viele andere Sakeflaschen, die umerkreisten. Alle fragten, was denn der Geishin hier zu suchen hatte. Der Sensei berichtete von unserem gemeinsamen Angelausflug in Norwegen und zeigte Bilder, und meinte ich sei ein deutscher Samurai.
Auf großen Festtagen (19 an der Zahl) die grandios geschmückt und mit hoher Handwerkskunst aus Holz gefertigt sind - die von gefühlt 100 Leuten, Kleinkindern wie Greisen, gezogen werden stehen im Wettbewerb zueinander.

Der gesamte Aufbau ist drehbar, es wird Musik und Schauspiel in aufwendigen Kostümen und Holzmasken aufgeführt und über all sitzen Jurys, die bewerten. Die Achsen sind starr, es werden Brecheisenähnliche Werkzeuge und die stahlbeschlagenen Holzräder geschlagen, um die Richtung des Wagens zu ändern. Es gibt alle denkbaren jap. Speisen und das gesamte Zentrum ist verkehrsgesperrt. Die Kurazukuri Zone ist der Bereich der alten Lagerhäuser. Hier sind die üblichen elektrischen Oberleitungen aus dem Straßenbild verbannt und alle Kabel, untypisch für Japan, in der Erde verlegt. Somit soll der Blick wie vor über 100 Jahren frei sein, als es noch keine Verkabelung der Häuser gab.
massives altes Lagerhaus feuerfest errichtet
Am Abend soll es ein sagenhaftes Feuerwerk geben, aber dann darf man wegen des weiter zunehmenden Andrangs von Besuchern keine Platzangst haben.
Am letzten Tag werde ich mir wohl Vormittags Kawagoe noch mal in Ruhe ohne Trubel anschauen.

Samstag, 20. Oktober 2018

Tag 10 Nihon 2018

Es ist schon nach Mitternacht, deswegen muss mein Bericht heute kurz ausfallen, denn am Sonntag morgen geht es in aller Frühe nach Kawagoe.
http://dreams.world.coocan.jp/main/English_kawagoe_matsuri_2004.htm
Im Bett rumliegen war keine Option, um gesund zu werden. Also habe ich die Gegenmedizin genommen – Training ohne Ende heute – insgesamt 5 Einheiten – und es hat, nicht zum ersten Mal, geholfen. Zunächst ging es von 11.00 – 16.00 Uhr in das Kuuyuukai Dojo von Takahashi Yuko Sensei nach Akasaka.  Dort werden am Samstag 6 Trainingseinheiten angeboten – ich habe 3 mitgenommen. Und wie immer in Japan – egal welche Graduierungen da sind, Kihon Kihon Kihon. Die Aufteilung wie bei uns etwa in Anfänger und Fortgeschrittene gibt es hier sowieso nicht. Es trainieren immer alle zusammen – bisweilen wird dann mal separiert im Training, aber eher selten.
Danach ging es nach Shibuya in das Houkukan Dojo – 2 Einheiten von 18.00 – 20.30 Uhr. Das erste Training gab Frau Kobayashi , das Haupttraining dann der Shihan selbst.
Die Körpersprache von Kobayashi Sensei ist beeindruckend, dazu muss man sich nur die Vorführung von ihm bei der diesjährigen JKA-All-Japan anschauen. Er sieht jede Kleinigkeit- so musste etwa Miki Nakamachi den Richtungswechsel von der 22. zur 23. Bewegung in Heian Nidan bestimmt 10 laufen, bis der Sensei zufrieden war. Die mehrmalige Katameisterin machte zu große Bewegungen und ging nicht direkt mit dem Gedan Barai in den imaginären Gegner. Dafür kam Miki Nakamachi erstmals mit zum gemeinsamen Essen nach dem Training. Grund dafür ist, dass sie aktuell ihr 2. Kind im Alter von einem Jahr zu Hause hat und erst jetzt wieder Zeit hat für solche Abende. Ansonsten gab es auch noch einen Geburtstag von einem Dojomitglied zu feiern. Yoshitaka Kamoshida ist 23 Jahre alt geworden und wenn alles glatt läuft, treffen wir uns im Februar 2019 in Berlin.


Kleines Special vom Restaurant zum Geburtstag
Dann outete sich auch noch ein Medizinstudent aus dem Houkukan-Dojo – er sprach Deutsch und das sogar sehr gut. Ein rund um gelungener Tag abgesehen von meinen Oberschenkelkrämpfen - soviel Magnesium kann man gar nicht einwerfen - dafür aber Grippe adé.

Freitag, 19. Oktober 2018

Tag 9 Nihon 2018

Heute nur ein kurzer Bericht. Muss das Bett etwas länger benutzen – hier ist es ja auch gleich Mitternacht. Nachschwitzen und kalte Luft vertragen sich nicht. Es ist aktuell kühler in Japan als üblich zu dieser Jahreszeit. Nachdem Dokkyo-Training gestern hat mich über Nacht ein grippaler Infekt etwas lahmgelegt und ich bin vorsorglich bis Mittag im Bett geblieben. Aber Verabredungen sind einzuhalten. Freitag ist Kumite-Tag im Shokukan Dojo – ein Pflichttermin für mich.
Japanische Erwärmung - alle schrubben das Dojo
Im Kindertraining lag der Schwerpunkt auf Kihon Ippon Kumite – insbesondere wollte Tanaka Sensei starke Ganzkörper Gyaku Zuki des Uke sehen. Nachdem die Partnerübungen nicht ausreichend waren, wurden Schlagpolster geholt und alle mussten Vollgas geben. Eigentlich wollte ich das 1. Training weglassen, aber nur als Zuschauer mit Gi im Dojo stehen, war mir auch zu doof. Tanaka Sensei schickte zwischenzeitlich eine wartende Mutti los und die holte mir Medizin gegen meinen Infekt.
Dann gab es im Erwachsenentraining zur „Erwärmung“ 45 Minuten Randori. Wie gewohnt korrigierte mich der Sensei ob meiner sichtbaren Vorspannung im Oberkörper. Mittlerweile gelingt mir das eigentlich  - es ist wohl mehr ein mentales Problem, was ich hier habe und das die fehlende Lockerheit verursacht. Aber nach 10 Minuten war alle Vorspannung allein durch Erschöpfung wie weggeblasen und nun lief das Randori wie es sollte.  Danach gab es wie gewohnt Shobu Ippon, wobei mich der Sensei hiervon befreite – dieses Mal war ich nicht unglücklich darüber.

Service in Japan
Es hat heute ziemlich doll geregnet. in jedem Kombini kann man für 3-5 € robuste Regenschirme erwerben. Und wenn kein Minishop in der Nähe ist - in Japan gibt es im Zweifel für alles einen Automaten - also auch für Regenschirme. 

Donnerstag, 18. Oktober 2018

Tag 8 Nihon 2018

Ich habe meine Körpersignale überhört und bin zum Morgentraining in Honbu-Dojo gegangen. Naka Sensei wollte uns mit Heian Yondan zu den unterschiedlichen Belastungen der Füße sensibilisieren. Dazu gab es zunächst Dachi-Training. Ferner betonte er, dass bei fast allen Blocktechniken die Ellenbogenposition im Verhältnis zum Körper identisch ist – viele Trainingsteilnehmer öffneten den Kakiwake Uke zu viel, dadurch wird dann die Stellung für den folgenden Maegeri + Oizuki zu instabil. Immer wieder ein Dauerbrenner – das richtige Drehen der Füße bei Richtungsänderungen – hier insbesondere die 3. und 11. Bewegung in Heian Yondan.
Die Instructoren draengeln schon wieder
v.l.n.r Oishi, Shiina, Naka, Hirayama, Iyumiza verdeckt vom Schlatt, Imamura, 
Nach einer Fahrradtour durch Shinjuku und Hatagaya ging es dann nach Saitama an die Dokkyo Universität. Diese Uni verbindet mich mit Fujinaga Sensei, der hier studiert hat.
Dokkyo Unimannschaft vor ca. 50 Jahren mit Ochi und Fujinaga Sensei
Als ehemaliger Dokkyo-Student leitet Okuma Sensei das Uni-Dojo. Obwohl ich genau gewusst habe, was mich hier erwarten wird, habe ich am Training teilgenommen. Für alle, die so etwas mal probieren wollen, folgender Hinweis: Uni-JKA-Karatetraining weicht ab von sonstigem JKA-Training – und zwar folgendermaßen – alle Übungen haben Speed als Schwerpunkt – das Training ist wettkampforientiert. Das Training dauert zumeist länger als gewohnt – hier 2 ½ Stunden. Man trainiert ausschließlich mit Studenten – also sehr jungen Leuten. Man sollte auf jeden Fall Seiken- und Mundschutz dabei haben. Wieder eine Grenzerfahrung für mich, teilweise jenseits meiner Leistungsfähigkeit, die ich in aller Bescheidenheit noch als gut bezeichne. Schön anzusehen war, das die Unimannschaft mittlerweile starke und mehr Studenten hat – vor Jahren gab es Nachwuchsprobleme. Das Uni-Dojo ist phänomenal groß für japanische Verhältnisse, es gibt eine Umkleide und Duschen - auch eine Ausnahme. In der Budohalle trainierten zeitgleich auch Judo und Aikido. Sandsäcke und Makiwara – alles vom Feinsten.

Nach der Dehydrierung sind wir noch mit den Studentensenpai in ein Ramenrestaurant unweit der Wohnung von Okuma Sensei gegangen. Dort wird im Kyoto-Style gekocht. Der Sensei stammt aus Kyõto und die Kansai-Region um Osaka, Kõbe, Kyõto ist bekannt für besonders leckere Varianten von japanischem Essen.

Übrigens eignet sich eine Japanreise in Verbindung mit JKA-Training und Fahrradfahren auch als Diättour - 8 Tage - 5 Kilo. Und ich habe noch 5 Tage vor mir!

Für mehr aktive Teilhabe am Geschehen kann man sich meine Webseite anschauen – ich „missioniere“, natürlich nur auf Wunsch, in Sachen JKA-KARATE – aber das von Herzen www.jka-training.de

Exkurs    Fahrradfahren in Tokyo
Ich leihe mir für rund 4 € ein Fahrrad mit Elektrounterstützung und fahre Kreuz und Quer. Als Fahrradfahrer kann man hier gegen fast alle Regeln verstoßen z. B. bei Rot fahren und gegen die Fahrtrichtung und auf Bürgersteigen sowieso – nur die Parkplatzsuche ist Übermaßen reglementiert. Mittlerweile gibt es sogar gezeichnete Fahrradspuren auf den Straßen und bisweilen sogar Fahrradwege – insbesondere auf den vorgelagerten Inseln. Ich kann Fahrradfahren hier empfehlen. Sehr preiswert, unkompliziert und ungefährlich und man lernt Stadt und Leute besser kennen.

Mittwoch, 17. Oktober 2018

Tag 7 Nihon 2018

Heute war ich zum Frühtraining im JKA Honbu Dojo. Wer mal vor Ort ist, sollte sich den Trainingsplan von der Webseite anschauen.
https://www.jka.or.jp/en/headquarters-dojo/headquarters-dojo-rehearsal-schedule/
Anstatt Izumiya Sensei gab heute Imamura Sensei das Training. Es war außergewöhnlich voll. Neben Gasshukuteilnehmern wie mir tauchte auch Schlatt mit seiner Reisegruppe auf. Wir Deutschen dürften heute die größte Nation im Honbu Dojo gewesen sein. Imamura Sensei beschäftigte sich mit der richtigen Bewegung des Körpers im Kokutsu Dachi.  Dazu gab es jede Menge Übungen. Diese mündeten dann im Üben von Heian Nidan, Yondan und Godan. Hier wollte er dann insbesondere saubere Kokutsu Dachi sehen. Wichtig war ihm auch das Innehalten nach den Fußtechniken, um dann kraftvoll in die nächste Stellung – zumeist ja Kokutsu Dachi- zu starten. Dazu gab es etwas Bunkai. Schließlich mündeten unsere Bemühungen in Kanku Dai – hier finden sich viele Elemente aus Heian Nidan, Yondan und Godan wieder.
Mit Trainingsende standen dann schon alle weiteren Instructoren bereit, um zu trainieren.
Ich könnte mir das Gemetzel im oberen Dojo dann von der 3. Etage aus anhören. Ich habe dafür 1 Stunde ordentlich Krach am Makiwara gemacht.
Ganz passend dazu schenkte mir Okuma Sensei vor dem Training ein von ihm handgefertigtes Pocket-Makiwara.
Hierauf übt der Sensei wenn er auf Reisen ist oder etwa Auto fährt – eine Hand ist ja frei. Ich habe lange Zeit nur sporadisch Makiwaratraining durchgeführt. Das habe ich seit einigen Monaten geändert. Insbesondere Okuma Sensei hat mich beim Lehrgang in Düsseldorf dazu animiert. Ca. 2x die Woche trainiere ich seitdem Makiwara.  Solches Training gehört dazu, wenn man ein halbwegs komplettes Karate praktizieren will. Hier war ich jahrelang zu nachlässig.
Man sollte natürlich sein eigenes Pad dabei haben
Am Abend dann ging es wie gewohnt am Mittwoch nach Koganei. Im Shokukan Dojo von Tanaka Sensei wurde ich schon erwartet. Der Sensei kam extra mit dem Auto, um seine Präsente, die er in Deutschland von Anton Salat Sensei und dem HakuRyuKan Dojo Kappel anlässlich seines privaten Aufenthaltes gemeinsam mit seiner Frau Emi zur goldenen Hochzeit erhalten hat, endlich in Empfang zu nehmen.  Der Umfang der Geschenke sprengte den Gepäckrahmen von Ehepaar Tanaka, so dass ich den Boten spielen konnte.  Ich hatte eine kleine Dankesrede auf Japanisch vorbereitet (Danke René Winkler für die Übersetzung) , die ich gleich 2x vor beiden Trainingsgruppen vortragen durfte. Tanaka Sensei berichtete dann beiden Trainingsgruppen von unserer schon 27 Jahre andauernden Schüler-Meister Beziehung.
Vor dem Kindertraining
Im Kindertraining wurde Kihon und Heian Shodan praktiziert, dann bei den Erwachsenen vorbereitendes Kihon für Kihon Ippon Kumite.  Allein durch die Anwesenheit von Tanaka Sensei im Dojo bin ich in der Lage, mich völlig auszupowern. Nach den heute 4 Trainingseinheiten bin ich komplett durch. Aber genau das ist der Grund, warum es mich immer wieder nach Japan zum Trainieren zieht.
Übrigens  - wer an meinen umfangreichen JKA-Karateerfahrungen in seinem Dojo partizipieren will - näheres dazu unter www.jka-training.de - eine Non-Profit-Aktion.

Exkurs Service in Japanwww
Die Fahrradtiefgarage meines Verleihs hat einen separaten automatischen Fahrradrollsteig

Exkurs Sicherheit in Japan
Auch der Gartenarbeiter hat einen Helm auf, obwohl nicht einmal Zapfen herunterfallen

Tag 6 Nihon 2018

Heute war ich zunächst in Tsukiji um feststellen zu können, dass der Fischmarkt tatsächlich nach jahrelangen Diskussionen umgezogen ist. Am 10.10.2018 war Schluss. Natürlich existierten mehr oder weniger noch alle Marktstände um den alten Fischmarkt herum, es herrschte wie eh und je ein buntes Treiben am Morgen und ich konnte für 700 ¥ mein Frühstücksramen genießen. Es gab neben politischen Querelen auch ganz handfeste Bedenken, gegen einen Umzug.
Zunächst hat der bisherige Standort natürlich Charme und Geschichte. Aber das Areal wird wohl neuer Bebauung weichen – Bauland in attraktiven Lagen in rar in Tokyo.
So ist das neue Areal in Toyosu auf einer vorgelagerten künstlichen Insel  - davon gibt es hier zahlreiche. Problematisch soll sein, dass dort vormals eine Chemiefabrik gewesen sein soll und es Bedenken wegen etwaiger Bodenbelastungen gibt. Im Kontext der bekannten hohen japanischen Lebensmittelqualität sind diese Diskussionen nachvollziehbar. Jedoch war der Andrang groß heute an Tag 6 in Toyosu. https://qrtranslator.com/0000006356/000007
3 große Hallen rund um die Station Shijo-mae der vollautomatischen Yurikamome-Linie bilden den neuen Komplex. Auf den künstlichen Inseln ist Tokyo ungewohnt weitläufig. Man merkt jederzeit an der großzügigen Bebauung mit breiten Promenaden, dass man sich auf künstlichen Boden befindet. Es gibt enorme logistische Verbesserungen.
Natürlich fehlt der Charme. Aber es gibt zum Beispiel eine Plattform, von der man aus die Fischauktionen ab 5.00 Uhr beobachten kann – das war bislang nicht möglich. Ansonsten sind wohl alle bisherigen Stände mit umgezogen. Ich habe meine 2 gewohnten Händler (eine Messermanufaktur und einen Teestand) nach langem suchen finden können. Es gab ein großes Hallo. Erst danach habe dann bemerkt, dass es Onlinehilfe gab
Besonders attraktiv finde ich die großen Dachterrassen mit Blick auf die Stand und das Nähe Odaiba. Man kann rund um den Markt ohne weiteres einen ganzen Tag verbringen.


Am Nachmittag ging es dann nach Shibuya. Dort gibt es rund um Shibuya Station die wohl beste Ballung von Angelshops in Tokyo. Zum Glück bin ich rechtzeitig gefahren, den Shibuya Station ist aktuell eine einzige Baustelle. Hinzu kam, dass ein neuer Trainingsort des Houkukan Dojo zu finden war. Das Training von Kobayashi Sensei drehte sich auch um absolute Basics. Oi zuki, Gyaku zuki, Mae geri und Mawashi geri bildeten das Trainingsprogramm, am Ende dann 30 Minuten Heian Yondan und Godan, Schlusspunkt zur Entspannung eine Tekki Shodan in Zeitlupe. Der Sensei legte großen Wert auf die Körperhaltung und die bewußte Nutzung des vorderen Beines. Es gab viele Wiederholungen. Kata neben der vormaligen Katameisterin Miki Nakamachi zu laufen, war eine besondere Herausforderung und Ehre. Auch sie musste sich unter dem unerbittlichen Auge des Senseis Kritik anhören, obwohl ihre Bewegungen nahezu perfekt erscheinen.
Solche Trainings in japanischen Dojo sind für mich besonders herausfordert. Man kann sich selbst unheimlich fordern - um nicht negativ aufzufallen – und dadurch seine Leistungsfähigkeit gegenüber sonstigem Training enorm vergrößern. GANBATTE!