Herzlich Willkommen auf dem neuen gemeinsamen BLOG des Karatedôjô Fujinaga Leipzig e.V. und des Budoverein Fujinaga Berlin e.V.!
An dieser Stelle möchten wir dem interessierten Besucher mit Beiträgen, Berichten und Bildern einen Einblick in unser Training, unsere Aktivitäten und unsere Erlebnisse gewähren. Dabei soll immer auch unser Verständnis und unser Antrieb, mit dem wir in unseren Dôjôs Karate praktizieren, zum Ausdruck kommen.
Unsere Vereine widmen sich der Pflege und Ausübung des traditionellen Shotokan-Karate, wie es von der JKA (Japan Karate Association) unter der Leitung von Masatoshi Nakayama entwickelt wurde. Insbesondere wird das Erbe der Lehrtätigkeit von Yasuyuki Fujinaga Sensei in stillem Gedenken die Vereinsmitglieder auf ihrem Weg des Karate begleiten. Er vermittelte den Gründern beider Vereine unschätzbare Anregungen und Einsichten.

Weitere Informationen finden Sie auf unseren Homepages.

Montag, 24. April 2017

IRIMI Nachlese – 8. Fujinaga Gasshuku



Unser Lehrgang hat mich darin bestärkt, den IRIMI-Gedanken im Kata-Training weiter zu verfolgen.



Ohne die damit einhergehenden Übungen ist ein gutes Kumite undenkbar. In den meisten Kumite-Vorübungen wird go-no-sen und ansatzweise sen-no-sen praktiziert – freies Kumite hat aber weitaus mehr Nuancen.



Insbesondere das ansatzlose Ausführen von Techniken auf direktem Wege in den Angriff des Gegners hinein können bei richtigem Verständnis der Kata (perfekt) trainiert werden. Wo sonst werden uns diese Bewegungsprinzipien so nahe gelegt wie in der Kata?

Das Hiki-te etwa hat im Kihon zu Recht eine hohe Bedeutung.

Doch Hiki-te ist kein Dogma.

Wenn ich etwa einen Ren-Tsuki in der freien Bewegung ausführe, bewege ich beide Ellenbogen, die sich in Kamae vor meinem Körper befinden, nur nach vorne.

Aus Gründen der Deckung wie auch der Dynamik der beiden Tsuki (vor allem des 2. Tsuki) verbietet sich meines Erachtens eine äußerlich wahrnehmbare Hiki-te.



Die Kata - dem imaginären Kampf gegen mehrere Gegner -bietet sich also an, solche Bewegungsmuster zu üben.

Auf dem Fujinaga-Gasshuku haben wir z.B. gegen den Jodan Oi Tsuki – Angriff einen Yama Tsuki und gegen den Sanbon-ren Tsuki-Angriff die Kombination Jodan juji uke+chudan haishu osae uke+chudan tettsui uke + chudan Tsuki (Bew. 9-12 Heian Godan) geübt.



Um die Angriffe wirkungsvoll zu beenden, ist eine Ausführung ohne Vorbereitungsbewegung unerlässlich.



Deswegen verbietet sich meiner Auffassung nach etwa bei der 11. Bewegung in Heian Godan das Zurückziehen der rechten Hand zur Hüfte (Hikite).

Der Osae Uke (10. Bewegung) blockt den Chudan Gyaku Tsuki vor dem Körper und unmittelbar mit dem Block gegen den Chudan Oi Zuki (11. Bewegung) setzt sich mein Körper samt rechter Hüfte in Bewegung.

Anders als im Kihon wird die Hand nicht zur Hüfte bewegt, sondern umdreht die Hüfte zur Hand.

Die 12. Bewegung Heian Godan (Oi Tsuki Chudan mit Kiai) wird direkt ausgeführt zwar startet auch hier die Hand von der Hüfte – nur wird die Hand zuvor nicht zurückgezogen.



Ebenso wichtig ist etwa die 32. Bewegung in Bassai Dai – nach JKA-Zählweise eine separates Kommando – das Yoko Kamae vor dem ersten Yama Tsuki.

Auch hier verbietet sich ein Zurückziehen der Hände zu Yoko Kamae.

Vielmehr schiebt man sich von Kiba-Dachi in den schmalen Zenkutsu-Dachi vor. Die Hände verweilen kurz an der Hüfte –allerdings ohne die Hände nach hinten zu führen, denn auch die hintere Hüfte wird bei der Gewichtsverlagerung in den Zenkutsu-Dachi nach vorne in Hamni bewegt.

Also wieder Hüfte zu Hand anstatt Hand zur Hüfte.



Ich denke, wenn man das Augenmerk in der Kata-Ausführung auf diese Schwerpunkte legt, erbleiben uns viele Fehler in der späteren freien Kumitebewegung erspart.



Der Klassiker im Jiyu Kumite – die Ausholbewegungen aus Kamae – der Angriff ist vorhersehbar, die Deckung öffnet sich, die Dynamik geht verloren …. u.s.w.



Danke allen Teilnehmern für das fleißige Üben.

Freitag, 14. April 2017

IRIMI - Vorschau auf das 8. Fujinaga Gasshuku


IRIMI – eine Quintessenz im Shotokan
Wenn man sich alle Shotokan Kata anschaut wird man feststellen können, dass außer der 11. Bewegung in Hangetsu alle Richtungsänderungen in den Kata ohne eine Rückwärtsbewegung absolviert werden, meistens wird sogar eine Vorwärtsbewegung in Richtung Gegner vollzogen.

Ganz anders also als etwa bei den gängigen Kumiteübungen wie Gohon und Kihon Ippon Kumite.

Ein Systemfehler? Ein Zugeständnis an das Enbusen in der Kata?

Nein denke ich. Nach meinem Karateverständnis führen alle Übungen im System der Dreifaltigkeit des JKA-Shotokan (Kihon-Kata-Kumite) hin zur freien Bewegung im Jiyu Kumite – dort soll uns das starke Fundament zu IPPON Techniken befähigen – das ist wenn man so will, die einzige Unfreiheit in der freien Bewegung. Damit die Sache nicht nach Kasperle-Theater aussieht und weil IPPON-Waza nicht vom Himmel fallen, gibt es Vorübungen wie Kihon, Kata und Kihon Kumite.

Gleichwohl fällt der Übergang von den Trainingsformen in die freie Bewegung erkennbar schwer – entweder sind wir in den Kihon-Bewegungen gefangen oder es wird eine Hampelei – um 2 typische Erscheinungsbilder zu nennen.

Nun komme ich zum Thema unseres Gasshuku – IRIMI ist ein Prinzip im Shotokan, um diesem Dilemma zu entkommen.

Kata wird oft als eine Aneinanderreihung von Kihontechniken in verschiedene Richtungen praktiziert – darin sehe ich ein grundsätzliches Missverständnis.

Im Kihon werden Grundtechniken vorwärts und rückwärts und mitunter seitwärts ausgeführt. In den Kata bedienen wir alle 8 möglichen Richtungen und wir bewegen uns oft mit einer Technik samt Drehung in den Angriff des Gegners hinein – Kata ist wesentlich näher dran am Kumite als Kihon.

IRIMI verstehe ich als das direkte Eindringen in das Zentrum des Gegners. Um das ernsthaft hinzukriegen, muss ich wie im Kumite dann auch erforderlich, Bewegungsmuster aus dem Kihon hinter mir lassen. Also ansatzlose Techniken ohne Vorbereitung, keine Ausholbewegungen, schmalere Stellungen.

Wenn ich Kata praktiziere, ordne ich dem alles unter. Am kompliziertesten sind gerade die Bewegungen in der Kata, die in eine neue Richtung gehen.

Ein Leitsatz im Kata Training von Fujinaga Sensei war immer – Ende der (einen) Technik = Anfang der (nächsten) Technik – keine Zwischenbewegungen, keine separate Vorbereitung.

Die Körperbewegung in die neue Richtung bürgt genügend Dynamik in sich für eine kraftvolle Technik, der vordere Fuß geht in Richtung des Zentrums des Gegners, der hintere Fuß wird nicht nach hinten weggedreht – jede Körperbewegung die gegen die Bewegungsrichtung ausgeführt wird, bremst meine Dynamik – deswegen praktiziere ich Jun Kaiten mit der Hüfte – z.B. den Gedan Barai in Heian Shodan bei den Wendungen. Im Kihon führe ich hingegen Gedan Barai mit Gyaku Kaiten aus.

IRIMI in der Kata ist für mich reines Kumite – massives Eindringen mit einer Block-und /oder Angriffstechnik in den Gegner – siehe etwa den Yama-Tsuki in Bassai Dai oder ganz klassisch die 30. Bewegung in Sochin – die Nakayama Sensei in seinem handschriftlich Trainingsplan mit 26 Formen von IRIMI in den Kata wie folgt beschreibt:

migi ashi mae irimi – hidari zenwan hineri jodan kake uke – migi jodan ura zuki! OSU

Wir sehen uns in Lübars.