IRIMI – eine Quintessenz im Shotokan
Wenn man sich alle Shotokan Kata anschaut wird man
feststellen können, dass außer der 11. Bewegung in Hangetsu alle
Richtungsänderungen in den Kata ohne eine Rückwärtsbewegung absolviert werden,
meistens wird sogar eine Vorwärtsbewegung in Richtung Gegner vollzogen.
Ganz anders also als etwa bei den gängigen Kumiteübungen wie
Gohon und Kihon Ippon Kumite.
Ein Systemfehler? Ein Zugeständnis an das Enbusen in der
Kata?
Nein denke ich. Nach meinem Karateverständnis führen alle
Übungen im System der Dreifaltigkeit des JKA-Shotokan (Kihon-Kata-Kumite) hin
zur freien Bewegung im Jiyu Kumite – dort soll uns das starke Fundament zu
IPPON Techniken befähigen – das ist wenn man so will, die einzige Unfreiheit in
der freien Bewegung. Damit die Sache nicht nach Kasperle-Theater aussieht und
weil IPPON-Waza nicht vom Himmel fallen, gibt es Vorübungen wie Kihon, Kata und
Kihon Kumite.
Gleichwohl fällt der Übergang von den Trainingsformen in die
freie Bewegung erkennbar schwer – entweder sind wir in den Kihon-Bewegungen
gefangen oder es wird eine Hampelei – um 2 typische Erscheinungsbilder zu
nennen.
Nun komme ich zum Thema unseres Gasshuku – IRIMI ist ein Prinzip
im Shotokan, um diesem Dilemma zu entkommen.
Kata wird oft als eine Aneinanderreihung von Kihontechniken
in verschiedene Richtungen praktiziert – darin sehe ich ein grundsätzliches
Missverständnis.
Im Kihon werden Grundtechniken vorwärts und rückwärts und
mitunter seitwärts ausgeführt. In den Kata bedienen wir alle 8 möglichen
Richtungen und wir bewegen uns oft mit einer Technik samt Drehung in den
Angriff des Gegners hinein – Kata ist wesentlich näher dran am Kumite als Kihon.
IRIMI verstehe ich als das direkte Eindringen in das Zentrum
des Gegners. Um das ernsthaft hinzukriegen, muss ich wie im Kumite dann auch
erforderlich, Bewegungsmuster aus dem Kihon hinter mir lassen. Also ansatzlose
Techniken ohne Vorbereitung, keine Ausholbewegungen, schmalere Stellungen.
Wenn ich Kata praktiziere, ordne ich dem alles unter. Am
kompliziertesten sind gerade die Bewegungen in der Kata, die in eine neue
Richtung gehen.
Ein Leitsatz im Kata Training von Fujinaga Sensei war immer
– Ende der (einen) Technik = Anfang der (nächsten) Technik – keine
Zwischenbewegungen, keine separate Vorbereitung.
Die Körperbewegung in die neue Richtung bürgt genügend
Dynamik in sich für eine kraftvolle Technik, der vordere Fuß geht in Richtung
des Zentrums des Gegners, der hintere Fuß wird nicht nach hinten weggedreht –
jede Körperbewegung die gegen die Bewegungsrichtung ausgeführt wird, bremst
meine Dynamik – deswegen praktiziere ich Jun Kaiten mit der Hüfte – z.B. den
Gedan Barai in Heian Shodan bei den Wendungen. Im Kihon führe ich hingegen
Gedan Barai mit Gyaku Kaiten aus.
IRIMI in der Kata ist für mich reines Kumite – massives
Eindringen mit einer Block-und /oder Angriffstechnik in den Gegner – siehe etwa
den Yama-Tsuki in Bassai Dai oder ganz klassisch die 30. Bewegung in Sochin –
die Nakayama Sensei in seinem handschriftlich Trainingsplan mit 26 Formen von
IRIMI in den Kata wie folgt beschreibt:
migi ashi mae irimi – hidari zenwan hineri jodan kake uke –
migi jodan ura zuki! OSU
Wir sehen uns in Lübars.
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