Herzlich Willkommen auf dem neuen gemeinsamen BLOG des Karatedôjô Fujinaga Leipzig e.V. und des Budoverein Fujinaga Berlin e.V.!
An dieser Stelle möchten wir dem interessierten Besucher mit Beiträgen, Berichten und Bildern einen Einblick in unser Training, unsere Aktivitäten und unsere Erlebnisse gewähren. Dabei soll immer auch unser Verständnis und unser Antrieb, mit dem wir in unseren Dôjôs Karate praktizieren, zum Ausdruck kommen.
Unsere Vereine widmen sich der Pflege und Ausübung des traditionellen Shotokan-Karate, wie es von der JKA (Japan Karate Association) unter der Leitung von Masatoshi Nakayama entwickelt wurde. Insbesondere wird das Erbe der Lehrtätigkeit von Yasuyuki Fujinaga Sensei in stillem Gedenken die Vereinsmitglieder auf ihrem Weg des Karate begleiten. Er vermittelte den Gründern beider Vereine unschätzbare Anregungen und Einsichten.

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Montag, 1. September 2025

Universitäts-Gasshuku in Japan

Ich habe seit 1991 an unzähligen Gasshuku in Europa und Japan teilgenommen - um jetzt im Jahr 2025 eine Premiere zu absolvieren - das Gasshuku der Chiba kogyo daigaku in Ise (Mie) gemeinsam mit der dortigen Kogakkan daigaku.

Vor dem Trainingsbeginn

7 Tage intensivstes Training, davon 5 Tage in Ise, dort dann nichtklimatisiert bei teilweise annähernd 40 Grad waren eine echte Herausforderung - selbst für die durchtrainierten Studenten. Um 6 Uhr eine Stunde Athletiktraining (nur für die Studenten) dann 2x2Stunden täglich Karatetraining - gemeinsame Mahlzeiten Mittagessen am Dojo, ansonsten im Ryokan - einem klassischen japanischen Hotel mit Tatami, Gemeinschaftstoiletten und einem Bad (Onsen) - die Schlafräume für 4-6 Personen. Es wurde faktisch der gesamte Tag gemeinsam verbracht - bis spät in die Nacht gab es Zusammenkünfte in einem der Schlafräume. Ab Freitag kamen dann auch ältere Karateka (Sempai) dazu. Wir sprechen hier von 70 und 80-jährigen Karatemeistern, die alle auch an der Chiba koudai (Abkürzung) studiert und trainiert haben.

Sie unterwiesen die Studenten im Training und erzählten Abends Anekdoten aus ihrem langen Karateleben. Es herrscht einerseits eine stark ausgeprägte Hierarchie, gleichwohl ist alles sehr kameradschaftlich und freundlich. Das Training wurde vom Coach der Chiba koudai, Nemoto Keisuke Sensei geleitet. Die aktuelle Unimannschaft besteht aus 10 Studenten. Die harte Arbeit der letzten Jahre hat sich gelohnt, denn das Kumiteteam unterlag nur in einer Unterwertung mit Entscheidungskampf gegen die Komozawa Universität bei der diesjährigen JKA All Japan. Ein Student ist Mitglied im Nationalteam der JKA und auch einer der Sempais (Okada Sensei) war 2024 im siegreichen japanischen Nationalteam der JKA bei der Weltmeisterschaft.

Okada Sensei mit einem Ise Pale Ale

Das Training war eine konditionelle Herausforderung für mich - nicht nur wegen der Hitze. Es gab bei bestimmten Übungen jeweils Extrawiederholungen nur für die aktiven Studenten - die anderen Teilnehmer durften kurz pausieren. Das dann praktizierte Tempo bei entsprechenden Wiederholungen ist für Nichtstudenten auch nicht realisierbar. Bei Partnerübungen wird konsequent gewechselt. Partnerübungen erfordern ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit und Leidensfähigkeit - jeder muss über 100% geben, um den Übungen folgen zu können und nicht unterzugehen. Es gibt laute Motivationsrufe, wenn einzelne Teilnehmer schwächeln. In kurzen Trinkpausen alle 30 Minuten musste man sich den Schweiß aus den Hosenbeinen wringen, um nicht in den eigenen Pfützen beim Training auszurutschen.


Samstag 30. Juli 2025

Wegen der Hitze und einer Sonderveranstaltung war dann der Samstag überraschend trainingsfrei. Um 6.00 Uhr gab es eine Führung zum Ise Jingu (Schrein) - es ist der bedeutenste (Shinto) Schrein Japans und wird auch als Geburtsstätte der japanischen Nation betrachtet. Es war überwältigend für mich. Die einmaligen historischen Bauten sind eingebettet in eine Parkarena mit Waldcharakter - darin unzählige alte mächtige Bäume. Alle 20 Jahre findet hier der Höhepunkt einer 9-Jahre andauernden spirituellen Prozedur (Shikinen Sengu-Zyklus) statt. Auch die Gebäude für den Sonnengott Agematsu aus dem Holz von 300-Jahre alten Hinoki-Zypressen müssen alle 20 Jahre auf einem neuen Fundament errichtet werden, dass sich bereits vorbereitet neben den aktuellen Gelände befindet. Dabei werden etwa 100.000 Holzkomponenten ohne jeglichen Nagel oder Schrauben bzw. Metall-Teilen zusammengefügt. Diese Fläche bzw. diese Gebäude dürfen nicht fotografiert werden.




Typischer Baustil im Ise Jingu

Wir haben dann am Nachmittag in förmlicher Kleidung an einer Andacht teilgenommen, um dann in einem gesperrten Bereich (2. innerer Bereich) zu verweilen. Der 3. innere Bereich der Tempelanlage ist allein der kaiserlichen Familie vorbehalten. Uns wurde gesagt, wenn hier jemals eine deutsche Person gewesen sein sollten, kann es nur ein Bundeskanzler oder der Bundespräsident gewesen sein. Wir durften dann auch das gesamte noch unbebaute Nachbargelände für den neuen Schrein ablaufen, was dann später, im bebauten Zustand, unmöglich ist. Danach gab es dann noch eine offizielle Feier für Shinomiya Sensei, der die höchste Auszeichnung der JKA für sein Lebenswerk erhalten hat. Es ist Chef der JKA Chiba und ist der Gründungsvater des Karate-Klubs an der Universität in Ise.

Dann gab es noch ein Abendessen mit den Sempais und ab 21.00 Uhr im Zimmer der Studenten die allabendliche Teamzusammenkunft bis 1.00 Uhr.

Abendliche Teamzusammenkunft

Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit der Teilnahme an diesem Gasshuku. 


 

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