Herzlich Willkommen auf dem neuen gemeinsamen BLOG des Karatedôjô Fujinaga Leipzig e.V. und des Budoverein Fujinaga Berlin e.V.!
An dieser Stelle möchten wir dem interessierten Besucher mit Beiträgen, Berichten und Bildern einen Einblick in unser Training, unsere Aktivitäten und unsere Erlebnisse gewähren. Dabei soll immer auch unser Verständnis und unser Antrieb, mit dem wir in unseren Dôjôs Karate praktizieren, zum Ausdruck kommen.
Unsere Vereine widmen sich der Pflege und Ausübung des traditionellen Shotokan-Karate, wie es von der JKA (Japan Karate Association) unter der Leitung von Masatoshi Nakayama entwickelt wurde. Insbesondere wird das Erbe der Lehrtätigkeit von Yasuyuki Fujinaga Sensei in stillem Gedenken die Vereinsmitglieder auf ihrem Weg des Karate begleiten. Er vermittelte den Gründern beider Vereine unschätzbare Anregungen und Einsichten.

Weitere Informationen finden Sie auf unseren Homepages.

Sonntag, 26. Februar 2023

Sein Bestes geben

Eine Sache bindet mich insbesondere an das Karate-Training in Japan. Alle um einen herum geben in jedem Training immer das Beste - da will man nicht zurückbleiben und versucht ebenso das Beste zu geben. Diesen Zustand erreiche ich nur in Japan - das liegt an der gesamten Atmosphäre.

Gleichwohl muss man sich auf einiges gefasst machen und mentale Stärke haben. Nach manch einem Training hat man das Gefühl eines blutigen Anfängers. In meinem Fall sind es nun fast 39 Jahre Karate und man wird in den Zustand versetzt, grundlegende Dinge nicht richtig zu machen. Bei mir war es letzte Woche die fehlende aufrechte Körperhaltung - wie kann man sich nur selbst so irren. Dieses Gefühl darf einen aber nicht runter ziehen, sondern muss dazu führen, dass man sich zukünftig noch mehr Mühe gibt.

Aktuell ist auch die Top-Athletin Melissa Rathmann vom KD Ochi Bonn in Japan - wir trafen uns und haben uns gerade auch über diese Erfahrungen im Training in Japan ausgetauscht. Sie ähnelten sich sehr. Ich wünsche Melissa alles Gute für die kommenden Wettkämpfe - sie dürfte nach 6 Monaten Japan kaum schlagbar sein - GANBATTE kudasai Melissa-san.

Nach 2 Wochen Training hier und fast 10 Jahren Training im Fujinaga-Dojo und auf an die 100 Gasshuku in Europa sowie meinen jährlichen Japanaufenthalten bis 2019 stellte ich mich heute auch wieder mal einer Herausforderung - Prüfung durch Chief-Instructor Ueki Sensei 10. Dan, Vize Chief-Instructor Ogura Sensei 8. Dan und Okuma Sensei 7. Dan.

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Hinweise nach Prüfungsende durch Kurihara Sensei (Kihon) Okuma Sensei (Kumite) und Ogura Sensei (Kata)

Ich konnte sie meistern - im JKA-Honbu-Dojo war heute Dan- Prüfung - 38 Prüflinge aus ganz Japan waren angereist. Ich konnte mich noch einmal steigern und als Einziger der 2 Godan- und 3 Rokudan-Prüflinge bestehen. Nun heißt es aber, sich zukünftig noch mehr Mühe zu geben. 

Weiterhin Mühe geben ist das Motto

Freitag, 24. Februar 2023

Fujinaga und Tanaka Sensei

Heute ist Tanaka Sensei 82 Jahre alt geworden. Ich wollte ihn eigentlich an seinem 80. Geburtstag überraschen und um 7.00 Uhr in seinem Garten stehen und dann etwas Schönes kochen für seine Geburtstagsgäste. Um diese Uhrzeit kocht er selbst jeden Morgen Kaffee und Tee – seine Frau Emi-san kommt dann etwas später dazu und sie unterhalten sich über den Garten. Daraus ist im Jahr 2021 aus den bekannten Gründen nichts geworden. Leider konnte ich ihn nun heute morgen nicht wie geplant überraschen, denn er ist auf der Hochzeit einer seiner Schüler zu Gast. Die beiden Tage vorher gab es eine Feier in Yamanishi-shi, ausgerichtet von Shobu Karate-Gi. Ich musste die überraschende Einladung mit Übernachtung leider ausschlagen, denn ich hatte schon feste Trainingstermine - dazu bin ich ja nun eigentlich hier. Zudem stand am selben Tag der Umzug von Narashino/Chiba nach Bunkyo-ku/Tokyo an.

Abschlussessen -Familie Nemoto sodann in Vorbereitung auf das Gasshuku JKA Canada
                          Uni-Abschlusstraining in Narashino - danach Umzug nach Tokyo

Tanaka Sensei fungiert für SHOBU seit vielen Jahren als Werbeträger.

Vorraum der Shobu-Manufaktur

Promotionbilder
Daher habe ich den heutigen Tag genutzt, um die Grabstätte meines ersten japanischen Sensei in Minato-ku Azabu-Juban zu besuchen, wie bei jeder meiner Japan-Visiten. Schließlich hat Fujinaga Sensei die Sommergasshuku in Wien gemeinsam mit Tanaka Sensei ausgerichtet und nach dem frühen Tod 1995 war es dann dieses traurige Schicksal, dass dazu führte, dass ich unter die Fittiche von Tanaka Sensei gelangte.

Familiengruft Fujinaga

„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ - morgen am Samstag werde ich zu Tanaka Sensei nach Hause und dann gemeinsam zum Training nach Koganei fahren (15-18 Uhr) und am Montag dann gibt es eine kleine Nachfeier – als Geschenk werde ich mich in die Küche von Tanaka Sensei stellen und ein Ginger Chicken kreieren – der Sensei mag Currygerichte.

Ich werde berichten.

Mittwochabend-Training im Honbu mit Hirayama und Osato Sensei,  davor mit Kobayashi Sensei

Ruhepause für die Dogi - in Japan ist der Dogi nach jedem Training zu waschen


 

Dienstag, 21. Februar 2023

Ryõgoku und HonbuDojo

 Zum Start in die nächste Woche Japan statte ich Tokyo einen Besuch ab.

Frühstück und los

Bevor ich am Montagabend 2 Trainingseinheiten im Honbu Dojo absolviere, besuche ich Ryõgoku. Dieses Stadtteil gilt als Ozumo-Town. Hier haben die Mehrzahl der Heya (Sumostall) ihren Sitz. Das Fluidum ist spürbar, kann man doch allenthalben einem Rikishi (Sumotori) begegnen und Platz machen. In Sichtweite des berühmten Kokugikan (Austragungsstelle der 3 von 6 Hon-Bashos im Jahr) besuchte ich den renovierten Yokoamicho Park mit  einem wunderschönen Tempel. In einem grünen Sportanzug bemerkte ich an seinen Körpermaßen und seiner traditionellen Frisur (Mage) den dort aufhältigen Sumotori. Zu meiner Überraschung war es Tamawashi Ichiro mit seinem Sohn. Ich begrüßte ihn mit seinem Namen und bemerkte seine leichte Verwunderung an einem kurzen Augenaufschlag. Da er offensichtlich mit seinem Sohn beschäftigt war, unterließ ich eine Bitte nach einem gemeinsamen Foto.
Tamawashi-san ist gebürtiger Mongole mit jap. Staatsbürgerschaft. Er ist seit 19 Jahren Sumoringer. Er konnte bereits 2x den Sieg (Yusho) beim einem Hon-Basho erringen – zuletzt im September 2022 (Aki Basho). Das besondere an seinem Yusho – er hat ihn mit 37 Jahren errungen und einen Rekord aufgestellt – ein Alter in dem die meisten Sumotori ihre aktive Laufbahn bereits beendet haben. Er ist damit der älteste Sieger aller Zeiten im Ozumo. Apropos Laufbahnende – die besten Chankonabe-Restaurants findet man in Ryõgoku – hier kochen oft Ex-Sumotori. Wenn die etwas können neben stark kämpfen, dann Chankonabe kochen.

Abends dann im Honbu-Dojo zunächst ein Training mit Nemoto Sensei. Er hat Spätdienst und muss sowie bis 21.00 Uhr im Haus bleiben. So kann ich auch noch das folgende Training besuchen. Die anderen Instrukteure und das Büropersonal haben um 17.00 Uhr Dienstschluss. Zu meiner Überraschung ist eine größere Gruppe aus Deutschland vor Ort – aus dem DJKB-DOJO in Calw. Wieder müssen alle beim Kata Training Goshoshiho Sho laufen, damit ich nicht aus der „Übung" komme. Dann folgt das Kumite Spezial Training mit Shiina Sensei – er unlängst des 8. Dan erhalten hat. Sofort sollen sich alle Handschützer anziehen und wie man bei diesem Training erwarten muss, ging es voll zur Sache.  Spätestens hier merkt man dann, wie unnatürlich das Training mit Maske ist, wenn man eigentlich ein Sauerstoffzelt benötigt. Man muss flink unterwegs sein, sonst setzt man sich lautstarken Ermahnungen von Shiina Sensei aus. Und man muss mit empfindlichen Treffern rechnen. Alsbald hatte ich dann auch Blutgeschmack in meiner Maske – ich hatte zuvor den Mundschutz entnommen. Maske und Mundschutz sind fast unerträglich. Als es dem Sensei zu undynamisch wurde, hat er zur Inspiration Kurihara Hidemoto Sensei aus dem Büro hochbeordert – jetzt wurde es richtig schnell. Am Ende gab es noch einen Mannschaftskampf – Japan vs. Restwelt. Ich verlor meinem Kampf gegen einen läppischen Chudan Mawashi Geri – ich bin im Chudan Bereich einfach zu nachlässig und schütze mehr Jodan, weil ich Chudan Treffer immer kompensieren kann – aber im Punktkampf kommt es darauf nicht an. Also versuche ich es nächsten Montag noch mal. GANBATTE!

Nach dem Training warten wir dann im Office auf den letzten Trainierenden. In der Zwischenzeit durfte ich mit Kurihara Hidemoto Sensei Goshoshiho Sho Bunkai probieren. Dann ging es mit ihm und Nemoto Sensei noch in eine Yakitori Bar und gegen Mitternacht waren wir zu Hause.

Warten auf den Expresszug nach Chiba

Die Nacht war kurz, denn um 5.30 Uhr musste ich aufstehen um dann um 9.00 Uhr in Yamanashi-shi bei SHOBU zu sein. Klares Winterwetter, beste Chancen den Fujisan in voller Pracht zu bestaunen – ich wurde nicht enttäuscht – und Zeit genug im Limited Express nach Shinjuku ein wenig zu schreiben.
Der frühe Vogel fängt den Fujisan-Wurm

Sonntag, 19. Februar 2023

Training an Wochenenden - Uni-Training

der richtige Mann für dieses T-Shirt

An Wochenenden herrscht in Sachen Sporttraining Hochbetrieb, so auch im Karate. Das ist etwas anders als bei uns. Es gibt mal ein Lehrgang am Wochenende oder ein Wettkampf. Hier verbringen die Dojos das halbe Wochenende miteinander. Am Samstag hat Nemoto Sensei über 6 Stunden Training gegeben, heute am Sonntag in der Uni waren es 3 Stunden. Dabei kamen viele ehemalige Studenten der Uni zum Training (Sempai), zudem war heute eine Auswahlmannschaft aus Tokyo da - Aoyama Daikun Universität. Es gab wie fast immer die Dreifaltigkeit des JKA-KARATE- Kihon Kata Kumite.

In Sachen Kumite ging es zur Sache - bei aller Freundlichkeit und Respekt untereinander, Kumite ist Kumite. Wie bei allen Trainingseinheiten zuvor gab es meinetwegen als Kata Training Goshoshiho Sho. Neben dem Sensei sind die Sempais immer unterwegs und geben Hinweise an die Studenten, es wird auch angefeuert und motiviert, es gibt Einzelunterweisungen,  bisweilen geht es bis zum Boden und dann noch weiter, um den Ernst der Sache zu verdeutlichen.

Überhaupt unterscheiden sich Dojo-Training und Uni-Training voneinander. Letzteres ist insbesondere auf Wettkampf und Speed ausgerichtet. Auch die Lautstärke und die deutliche Hierarchie ist gewöhnungsbedürftig. Die Sempai/Kohai-Beziehung ist enorm wichtig- das ist generell in Japan so und wird hier im Budo-Bereich sicher mit 100% ausgelebt. Als Sondergast werde ich wie ein altgedienter Sensei behandelt. Ständig schauen 2 Kohai ob es mir an etwas fehlt. Mir werden in Pausen kalte Getränke gereicht, nach dem Training begleiten Sie mich in die Umkleide, ich bekomme ein Handtuch gereicht, sobald ich den Obi oder den Dogi ausgezogen haben, werden mir selbige aus der Hand genommen und zusammengelegt. Wenn ich die Trainingsstätte verlasse, eilen alle herbei, um mich lautstark zu verabschieden.

All das heißt aber nicht, dass man im Training geschont wird, wenn schon denn schon ist das Motto. Man muss zackig unterwegs sein, ansonsten gibt es ordentliche Treffer. Aber das ist ja der Grund, warum ich mir das immer antue.

Samstag, 18. Februar 2023

Training in Narashino/Chiba

Trainieren in Japan ist der Hauptbeweggrund für meine Reisen dorthin. Früher habe ich abgesehen vom Honbu-Dojo der JKA auch Training an Universitäten und in privaten Dojos besucht. Ich habe allerdings Jahre gebraucht, um auch hier die sensiblen Regeln zu registrieren - das ist sehr schwierig, denn niemand weißt einen direkt daraufhin. Dabei meine ich nicht die alltäglichen Regeln wie z.B. das man das Dojo nicht mit Latschen betritt oder sich als Gast nicht in die erste Reihe setzt.

Man muss sich die Sensibilität faktisch erarbeiten und hoffen, dass man irgendwann erkennt, was richtig und falsch ist. Wenn man in einem privaten Dojo wirklich etwas lernen will, muss man sich entscheiden. Mein "Dojo-Hopping" von früher unterlasse ich mittlerweile. Ansonsten ist man vielleicht gern gesehen - aber eben nur ein Gast. Man wird dann im Zweifel nicht wirklich unterrichtet, sondern darf teilnehmen. Das genügt mir aber nicht. Das Problem ist wenn man diesen Gaststatus bereits hinter sich hat, dann auch in andere private Dojos zu gehen. Damit enttäuscht man dann denjenigen Sensei, der sich zuvor um einen gekümmert hat - das ist mir passiert und ich schäme mich ein wenig dafür, auch wenn die Entscheidung, die ich treffen musste, nicht autonom war.

Abgesehen vom Honbu-Dojo und etwaigen Einladungen zu einem Training woanders, liegt mein Trainingsmittelpunkt in Japan nun seit 2019 in Tsudanuma und Narashino.

In dieser Woche durfte ich wieder einmal unter Nemoto Isao Shihan trainieren. Der Sensei wird 80 Jahre dieses Jahr und hat 2 Krebsleiden überstanden. Zuletzt 2019 mit 76 Jahren war er noch von seiner Chemotherapie gezeichnet. Nunmehr über 3 Jahre später sah er gestärkt aus. Mein Eindruck wurde im Training bestärkt. Er erschien zum laufenden Uni-Training und machte sich nebenbei warm. Seine Dehnung und Beweglichkeit waren überragend. Einzelne Studenten dienten ihm dabei als Partner - er machte dann auch Randori. Ich habe das Bild bis heute noch im Kopf, wie ich in einer Pause sah, wie er mit einer eingesprungen Vorwärtsrolle Jodan Kakato Geri machte und seinen Erwärmungspartner am Schlüsselbein berührte - unglaublich.

Am Tag darauf gab er dann selbst 2,5 Stunden das Training an der Uni. Dabei wurde 2 Stunden lang ausschließlich langsam "nur" vorwärts Gedan Barai + Gyaku Tsuki im Zenkutsu Dachi, seitlich Shuto Uke im Kokutsu Dachi und dann noch Kiba Dachi geübt. Mit welcher Präsenz und Nachdruck er die korrekte Ausführung der Stellungen im Visier hatte, war beeindruckend.  Das Training bei diesem Meister lässt mich vor meinem inneren Auge jedesmal wie ein Anfänger erscheinen, obwohl ich nächstes Jahr mein 40jähriges Karate-jubiläum ansteuere. Dieses eine Training gibt mir zumindest 1 Jahr Stoff für mein eigenes Training - so soll es sein.

Die letzten 30 Minuten Kihon und Jiyu Ippon Kumite waren dann fast schon eine "Erholung". Ganbatte kudasai.


Vater und sein jüngster Sohn

Wiedermal Nihon - heute Sado

Nach über 3 Jahren habe ich den Weg zurück nach Japan gefunden - schon Wochen vorher habe ich mich gefreut wie ein kleines Kind.

Da ich privat wohne und in den Alltag eingebunden bin, werde ich aus Höflichkeitsgründen nur selten einen Blog schreiben. Ich berichte heute von einem anderen "Do" - von denen es ja viele in Japan gibt und die, wie etwa alle geneigten Karateka wissen, das Leben in Japan prägen. 

Sa-Do ist eine Teezeremonie. Es war eine Teemeisterin (Sensei), 2 Schülerinnen (Kohai) und 3 Gäste anwesend. Zunächst wurde das Thema erläutert - Haru (Frühling) - im Laufe der Teezeremonie sollten sich bestenfalls Frühlingsgefühle einstellen. Dazu gab eine Schriftrolle mit einer Kalligrafie an der Wand sowie eine einzelne Blüte.

Schon das "Betreten" des Raumes mit Tatami war ein Akt. Seiza, Verbeugen, auf Knien mit den Handrückseiten auf dem Boden bis zur nächsten Tatami verrutschen, nochmal verbeugen und dann neben einem im Boden eingelassenen Loch mit einem gußeisernen Kessel im Seiza Platz nehmen. Was dann passierte sprengte meinen bisherigen Vorstellungsrahmen an Präzision - obwohl ich dazu schon einiges in Japan erleben durfte.


Unter permanenter Korrektur durch den Sensei führten die beiden Schülerinnen für alle 3 Gäste separat die Zeremonie aus. Es dauerte etwa 1 Stunde und insgesamt habe ich 3 Schluck Tee getrunken - also wie gewohnt in Japan - der Weg ist das Ziel. Das eigentliche Thema Tee trinken trat in den Hintergrund und alle noch so kleinen Nebensächlichkeiten waren sehr bedeutend.

Die Schrittfolge, die Körperhaltung, die Ablage und Stellung der Utensilien, das Reinigen der Utensilien, das Einlegen einer speziellen Eichenholzkohle für das Erwärmen des Teewassers, das Überreichen des Teebechers .....

Der Becher hatte eine Shomen-Seite - der Gast musste dann das Shomen der Tasse mit spezieller Handhaltung zu sich Drehen, dazu etwas aufsagen, eine festgelegte Schluckfolge absolvieren und den leeren Becher nach dem Abstellen wie mit Shomen in den Raum hinein Drehen. Wegen der langen Zeit und der enormen Präzision jeder Bewegung und Handlung kommt man auch wegen der Taubheit des Unterkörpers in eine Zen-ähnliche Stimmung. Wer zu Japan keine Beziehung hat oder aber sich nicht darauf einlassen möchte, sollte an derartigen Dingen nicht teilnehmen.



Überraschend für mich selber konnte ich auf die Nachfrage der Teemeisterin eine Antwort geben, die zu einer schönen Stimmung führte. Ob ich denn den Frühling hätte spüren können?  Es waren etwa 2-3 Grad draussen aber es schien die Sonne. Ich antworte mit Ja, da ich beim Teetrinken die Schatten der Blätter, die sich wegen des starken


Sonnenscheins an der gegenüberliegenden Wand abbildeten, mit dem kommenden Frühling assoziiert habe. Die Teemeisterin war gelinde gesagt freudig überrascht von meiner Assoziation und sagte, ich sei ja japanischer als viele Japaner - mehr Lob geht nicht - ich bin bereit für die kommenden 2 Wochen.