Herzlich Willkommen auf dem neuen gemeinsamen BLOG des Karatedôjô Fujinaga Leipzig e.V. und des Budoverein Fujinaga Berlin e.V.!
An dieser Stelle möchten wir dem interessierten Besucher mit Beiträgen, Berichten und Bildern einen Einblick in unser Training, unsere Aktivitäten und unsere Erlebnisse gewähren. Dabei soll immer auch unser Verständnis und unser Antrieb, mit dem wir in unseren Dôjôs Karate praktizieren, zum Ausdruck kommen.
Unsere Vereine widmen sich der Pflege und Ausübung des traditionellen Shotokan-Karate, wie es von der JKA (Japan Karate Association) unter der Leitung von Masatoshi Nakayama entwickelt wurde. Insbesondere wird das Erbe der Lehrtätigkeit von Yasuyuki Fujinaga Sensei in stillem Gedenken die Vereinsmitglieder auf ihrem Weg des Karate begleiten. Er vermittelte den Gründern beider Vereine unschätzbare Anregungen und Einsichten.

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Dienstag, 16. September 2014

Nachtrag - Lehrreiche Zeit im kûyûkai (Akasaka Honbu)


Mit großer, inzwischen schon halbjähriger Verspätung, möchte ich in diesem Beitrag von der meinem Besuch im KÛYÛKAI und der Herzlichkeit berichten, mit der mich die charmante Takahashi Yûko Sensei während meines Japanurlaubs im März dort willkommen hieß.

Vielen von euch wird das Honbu Dôjô von Takahashi Sensei schon bestens bekannt sein. Thomas hat hier schon in früheren Beiträgen darüber berichtet und einige von euch hat es vielleicht auch schon dort hin verschlagen. Das Dôjô im tokyôter Stadtteil Akasaka ist ein wahres Schmuckstück: hell, sauber, Holzparkett, hölzerne Wandvertäfelungen, große Spiegelwand, makiwara, shihanseki (dem "Sitz der Meisterin")& kamiza ("Sitz der Götter", dem kleinen Schrein an der Wand), Umkleideräumen inkl. Duschen& WC. Da schlägt das Herz jedes karateka höher. Von morgens bis Abends findet dort außer Sonntag fast täglich Training in kleinen Gruppen statt, dass durch Takahashi Sensei oder ihre Co-Trainer Takaki Ayano und Nakamura Katsuhide geleitet wird.  

Große Plakate zieren den Fronteingang zum Gebäude, in dem sich das Dôjô befindet
Auch von der Rückseite des Gebäudes ist das Dôjô im 1. Stock gut erkennbar
Das Dôjô vorm Training
Ich im Dôjô nach dem Training :)
Ich nahm unter anderem an der morgendlichen Karategymnastik, am Anfängertraining und der Gruppe "traditionelles Karate" am Abend teil. Ein große Besonderheit - aus Sicht der beflissenen Schüler könnte man schon von Luxus sprechen - ist die geringe Teilnehmerzahl in den einzelnen Gruppen. 5-10 Schüler stehen einem, manchmal sogar zwei Vollblut-Instruktoren gegenüber. Niemand entgeht den aufmerksamen Augen der Trainer, während jeder wertvolle Hinweise und von Zeit zu Zeit auch eine einprägsame"Speziallektion" erhält. Wirklich super!

kleine Teezeremonie zur Begrüßung
privat lesson am Morgen - Takahashi Sensei unterrichtet einen Anfänger  
Schlicht und schön - der shihanseki - Platz des Meisters (oder im kûyûkai "Platz der Meisterin")
Obwohl Takahashi Sensei sehr beschäftigt war und während meines nur fünftägigen Aufenthaltes in Tôkyô gleich mehrere Auswärtstermine hatte, war ich extrem dankbar, dass sie sich mehrmals für mich Zeit nahm. So hielten wir nach meiner ersten Trainingseinheit eine gemütliche, etwa einstündige japanische Teatime ab und unterhielten uns über Alltägliches, vor allem aber natürlich über Karate. An einem anderen Tag durfte ich ihr bei einer Probestunde ihrer Karategymnastik für Senioren im Rahmen eines Aktiontages an einer japanischen Oberschule spontan assistieren... für die rüstigen Rentner trug ich, der in Adidashosen und JKA-T-Shirt gekleidete, Japanisch-sprechende-gaijin, der von Takahashi Sensei mit jôdan mawashi geri, enpi uchi und uraken eingedeckt wurde, ordentlich zur guten Stimmung bei. Naja, und für mich war dieses Ereignis mit Takahashi Sensei natürlich wie üblich Freude& Ehre zugleich :)

Eine extra Lektion lange nach offiziellem Trainingsende...
Schlichte, einfache Schönheit prägen das Bild des kûyûkai-Dôjô
Takahashi Sensei engagiert sich sehr dafür, JKA-Karatedô als charakterbildende, den Körper und Geist stärkende, traditionelle japanische Kampfkunst zu verbreiten. Besonders über das hierzulande oft als schwierig eingestufte Kindertraining habe ich im kûyûkai einiges dazugelernt bzw. meine ganz persönlichen Ansichten dazu durchweg bestätigt gesehen. (@Mirko: Weiter so! Wir sind ohne Zweifel auf dem richtigen Weg ;))

Mehrmals sind wir um kûyûkai darauf zu sprechen gekommen, wie die geschickte Interaktion mit Kindern vor, während und nach dem Training zur Entwicklung wichtiger Werte wie Respekt, Demut, Höflichkeit, Umsichtigkeit u.a. beitragen kann. Beobachtet man das Kindertraining im kûyûkai, wird einem schnell klar, was ich damit meine. "Zuckerbrot und Peitsche" wäre wahrscheinlich zu allgemein formuliert. Es ist vielmehr ein sehr clever getimter Wechsel aus Härte& Strenge auf der einen, und Freundlichkeit& Vertrautheit auf der anderen Seite, mit denen sie je nach Situation die Kinder in die Schranken weisen, sie motivieren und ihnen die Unsicherheit nehmen, wenn sie an sich zweifeln. Als Trainer ist man strenger Mentor, guter Freund und Vertrauensperson zugleich. Sobald die Kinder verstehen, dass sie ihrem Sensei als Mensch als ganzes und nicht nur als "Mitglied des Vereins", "Wettkämpfer" usw. am Herzen liegen, dann erwächst in ihnen ganz natürlich eine starke, von Achtung und Anerkennung geprägte Beziehung gegenüber ihrem Sensei, ihren Senpai und selbst den anderen Schülern. Die Kinder wollen von sich aus ihr Bestes geben und zeigen, dass sie können, was von ihnen erwartet wird. Hat man das geschafft, dann ist ein wichtiger Grundstein gelegt.

Zusammen mit Takaki Senpai und einigen kûyûkai Studenten
Eigentlich ist das etwas, dass ich in allen japanischen Dôjô beobachten konnte und das ich mir hier und da in Deutschland auch wünschen würde. Hierzulande fordern oft selbsternannte "Meister" von ihren Schülern streng und rigoros Respekt ein, was schon an sich völliger Quatsch ist, wo doch jeder weis, dass Respekt nicht verlangt, sondern nur verdient werden kann. Mit einem antiautoritären Ansatz ohne Grenzen und Disziplin fährt man dauerhaft aber auch gegen den Baum, wie man in Dôjô sehen kann, in denen die Schüler machen was sie wollen und den Trainern auf der Nase herumtanzen. Aber ich schweife ab. Um Trainingstheorie und Praxis soll es hier ja auch gar nicht gehen...

Anyway, zusammenfassend kann ich sagen, zutiefst dankbar für die vielen schönen und lehrreichen Stunden im kûyûkai zu sein! Wer die Chance hat, Takahashi Sensei in ihrem Dôjô in Japan zu besuchen, sollte das unbedingt tun.

An dieser Stelle möchte ich noch auf das neueste Buch "Karatedô" von Takahashi Sensei hinweisen, dass in Zusamenarbeit mit dem JKA Honbu sowie Ogata Sensei, Taniyama Sensei und Kurihara Sensei entstanden ist. Im Moment nur auf Japanisch erhältlich, ist es dank beigefügter DVD und zahlreicher Bildreihen aber auch ohne Kenntniss der japanischen Sprache verständlich und stellt einen gute Begleitlektüre für alle, die sich auf den langen Weg des Karate begeben, dar. Ich kann es jedem karateka nur wärmstes empfehlen. Einen Trailer der DVD findet ihr bei einem Klick auf das Bild unten!

"Karatedô" von Takahashi Yûko

Oss

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