Es dürfte wohl als überliefert gelten, dass früher die Meister auf Okinawa durchaus nur einen Schüler unterrichtet haben. Allein 4 Augen im Dojo, der Sensei und der Kohei, sind Fluch und Segen zugleich, je nach Betrachtung.
Fluch - In einem normalen Training (mehrere Teilnehmer) hat man unwillkürlich auch seine Entspannungsphasen, wenn die Intensität sehr hoch ist. Im 4 Augen Training haften die Augen des Sensei unablässig am einzigen Schüler. Das ist die Hölle, da man sich keine Entspannung gönnen kann.Segen - In Sachen Zugewinn ist aber ein solches Training sehr ergiebig, denn der Sensei hat die Möglichkeit, jeden Makel des Schülers zu erkennen. Dabei treten Dinge zu Tage, die in einem Standardtraining mit mehreren Teilnehmer untergehen.
Fluch - Man muss in einer solchen Situation mentale Stabilität haben, sonst zerfressen einem die Selbstzweifel. Man darf nicht alles in Frage stellen, obwohl einem der Sensei das Gefühl vermittelt, blutiger Anfänger zu sein, wenn grundlegende Dinge in seinen Augen nicht korrekt ausgeführt werden.
Segen - Ein solches Training erzeugt Demut, die etwa für das Dojo-kun und die Persönlichkeitsentwicklung enorm wichtig sind. Zudem kann man durch die Intensität dieses Trainings das erlangte Körpergefühl speichern, um es dann später wieder zu reproduzieren. So kann man sich auch noch nach vielen Jahren des Übens weiterentwickeln.
Ganbatte kudasai.
Nemoto Isao Shihan "lädt" mich nach dem gemeinsamen Frühstück immer mal wieder zum 4-Augen-Keiko ein. Das Dojo befindet sich im Haus. |
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