JKA-Karate kann sehr facettenreich sein – obwohl mitunter von Unwissenden der Eindruck verbreitet wird, es sei stereotypes Vorwärts-Rückwärts-Karate.
Für mich ist es vor allem starkes Karate.
In einem Gedicht von Tokuda Antei über Asato Anko, einem Karate-Lehrer von Gichin Funakoshi heißt es im Jahr 1909:
Karate woba
Tsubame no yoni
hayakarumo
Ate ga kikanuba
Eki nakarikeri.
Ist Karate
wie eine Schwalbe
auch so schnell
wenn der Schlag nicht wirkt,
hat es keinen Nutzen!*
Letztes Jahr hatte ich das Glück, Machida Sensei aus Brasilien kennen zu lernen. Er war zu Gast im Hause von Tanaka Sensei und nahm am Herbst-Gasshuku der JKA teil. Er leitete am Freitag das Training im Shokukan-Dojo, Tanaka Sensei ging es nicht so gut.
Machida Sensei zeigte starkes Kihon. Obwohl er sein Training äußerlich ruhig führte, konnte ich seine enorme Kraft spüren. Im 2. Training kam wie immer am Freitag eine Unimannschaft in das Dojo, um sich im Kumite zu messen. Ich reihte mich in die Dojo-Mannschaft ein (Hand- und Mundschutz griffbereit).
Tanaka Sensei wollte dieses Jahr nicht meinen Kampfgeist fordern, sondern mein Auge. Ich sollte den Dojo-Shiai leiten und Machida Sensei fungierte als 2. Shinpan – welch eine Ehre. Durch gelegentliches Zwinkern oder Kopfschütteln kommentierte er meine Entscheidungen – es ging wie jedes Jahr hoch her zwischen der Gastmannschaft und dem Shokukan-Team.
Welche Kämpfer heranreifen, die ständig unter Machida-Sensei trainieren, sieht man an seinen Söhnen Shinzo und Lyoto.
Hier sieht man Shinzo Machida auf seinem Weg in das Finale von Sydney (Funakoshi World-Cup 2006).
Lyoto versucht sich mit seinem Karate im Bereich MMA durchzusetzen – sehr erfolgreich wie man sehen kann.
Lasst uns weiter starkes Karate machen – wir sehen uns zum Czech-Gasshuku 2012.
* Shotokan-überlieferte Texte & historische Untersuchungen Band II, 2012, Henning Wittwer