Vom 20. - 22. April fand zum inzwischen dritten Mal das Fujinaga
Gedenk-Gasshuku in Lübars statt, zu dem 7 Karateka des Fujinaga
Dôjô Leipzig und 8 Karateka des Fujinaga Dôjô Berlin anreisten, um
gemeinsam unter Anleitung von Thomas Frommer zu trainieren.
Schwerpunktpunktmäßig drehte sich diesmal alles um kumite.
Das Wetter lies auch in diesem Jahr nicht viel zu wünschen übrig:
abgesehen von zeitweise starkem Wind konnten wir uns über manchmal
launisches, aber dennoch überwiegend trockenes und mildes
Aprilwetter, sowie relativ viel Sonne freuen.
Die Übungen am Freitag Abend bildeten die Grundlage für die
Trainingseinheiten der darauf folgenden Tage. Wir wiederholten zuki-
und keri-Kombinationen in Verbindung mit verschiedenen Formen der
Beinarbeit (yori ashi, okuri ashi, tai sabaki usw.). Thomas rief uns
darüber hinaus grundsätzliche Prinzipien in Erinnerung, die es im
Karate allgemein und im kumite im besonderen zu beachten gilt. Nach
90 intensiven Minuten und einer erfrischenden Dusche gingen wir
direkt zum Abendessen über.
Wie auch in den vorangegangen Jahren wartete Fr. Terlinden mit einem
einfachen, aber unseren Bedürfnissen völlig genügendem Buffet
bestehend aus Brot, Wurst, Käse, Salat, Hähnchen usw. auf. Abgerundet
wurde die energiereiche Kost durch gekühlten Weizensaft, der unser
Wohlbefinden schnell und sicher ins Maximum steigerte.
Im Anschluss trafen wir die Vorbereitungen für das Lagerfeuer vor
unseren Bungalows. Schon wenige Minuten nachdem wir unsere
Sitzgelegenheiten um, und das zusammengesuchte Brennwerk in der
Feuerstelle arrangiert hatten, knisterte auch schon ein nettes
Feuerchen, dass der kühlen Böen des Windes gut Parolie bieten
konnte. Zu fortgeschrittener Stunde fuhr Fromms dann eine leckere
Wurstplatte mit Schinken, Salami und Brot auf... vom feinsten sag
ich euch, und zum Whiskey passte es auch hervorragend. Dann
verschwanden aber nach und nach einige einschließlich mir schon vor
Mitternacht in ihren Schlafsäcken, so dass nur eine kleine, hart
gesottene Gruppe den Wechsel von Freitag auf Samstag am Feuer
unter sich begoss...
Der nächste Morgen verhieß nur gutes: die grelle Morgensonne erhob
sich am fast wolkenfreien Horizont, während auf uns schon ein
reichlich gedeckter Frühstückstisch wartete. Nachdem wir uns
ordentlich gestärkt und ein paar Brötchen für Zwischendurch
geschmiert hatten, ging es direkt zur Trainingshalle, in der wir
sechs Einheiten zu je 45-50 Minuten absolvierten.
Von grundschulmäßigen Einzel- und Partnerübungen steigerte Thomas in jeder Einheit allmählich den Stressfaktor und erhöhte den Charakter jeder Übungen in Richtung jiyû kumite. Der feste Kontakt beider Füße beim Einschlag der Technik ins Ziel, der Blickkontakt zum Gegner, die entschlossenene Ausführung jeder einzelnen Technik mit der Absicht, den Gegner hart zu treffen, das Antizipieren der gegnerischen Aktionen zum eigenen Vorteil, zanshin und die Minimierung unnötiger Bewegungen in Verteidigung und Angriff waren nur einige der Punkte, auf die wir ständig zu achten hatten.
Defizite im Bereich Timing und der eigenen maai machten sich schnell bemerkbar, wenn die eigenen Aktionen zu spät stattfanden oder unwirksam waren. Neben der Wichtigkeit und Wirkung konsequent geführter Angriffe, die dem Gegner weder Zeit noch Chancen zum Widerstand geben sollte, betonte Thomas auch die pychologische Bedeutung kompromissloser Gegenangriffe.
Obwohl es einiges an Mut abverlangt, eine harte Kontertechnik gegen einen mit Stößen und Tritten anstürmenden Gegner abzuschießen, hat eine solche Gegenattacke neben der bloßen Trefferwirkung vor allem einen psychologischen Effekt, da sie dem Gegner signalisiert, dass man sich auf keinen Fall dessen Strategie aufzwingen lassen wird und er mit entschlossenem Widerstand rechnen muss. Dagegen führt zögerliches Verhalten, mangelnde Aufmerksamkeit und Konzeptlosigkeit die eigene Strategie betreffend nicht selten schnell zu einer Niederlage.
Schließlich galt es dieses Wissen, unsere eigenen Fähigkeiten und die Bewegungen und Techniken, die wir in den vorangegangenen Übungen dutzende Male wiederholten, in verschiedenen Übungen - u.a. mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit, auf Kommando eines Dritten, unter besonderem Stress gegen einen agressiv mit Kombinationstechniken angreifenden Partner usw.- umzusetzen. Das war - und ich denke hier für alle sprechen zu können - ausgesprochen lehr- und erkenntnissreich.
Trotz zum Teil hitzig geführter Kämpfe, kam es zu keinerlei
nennenswerten Verletzung, was nicht zuletzt auf die gute Kontrolle aller Teilnehmer
zurückzuführen ist. Nach Trainingsende entstand dann dieses Erinnerungsfoto mit allen Teilnehmern.
Der Samstagabend gestaltete sich wie üblich heiter und gemütlich: Der knurrende Magen wurde beim Essen besänftigt und mit Gerstensaft gänzlich zufrieden gestellt. Dann wiederholte sich im groben und ganzen das Abendprogramm von Freitag: Lagerfeuer, gute Stimmung, AufSCHNITTplatte von Fromms und der eine oder andere gute Tropfen.
In der letzten Trainingseinheit am Sonntag stand Katatraining auf dem Programm. Dieses Jahr widmeten wir uns der zugegeben oft etwas stiefmütterlich behandelten Kata Jiin. Obwohl diese Kata nicht mehr zu den offiziellen JKA-Kata gehört, bietet sie eine Abwechslung und brachte einige von uns Gewohnsheitstieren ordentlich durcheinander (erste Bewegung im Gegensatz zu Jion, kôsa uke nach gyaku zuki, yoko tettsui aus 180° Drehung usw.).
Nach 90 Minuten des gemeinsamen Trainings gab es noch eine kleine Katadarbietung von drei Karateka, für die in Kürze die Prüfung zum nächsten Kyû/- Dangrad ansteht. Schließlich endete das 3. Fujinaga-Gasshuku. Alle packten ihre Sachen zusammen, verabschiedeten sich voneinander und machten sich auf die Heimreise.
Unser Dank gebührt wieder Frommer Sensei für die Organisation der Halle/Unterkünfte, die Planung und Durchführung seines hervorragenden Trainings und für all das, mit dem er zum Gelingen dieses fantastischen gasshuku gesorgt hat. DANKE THOMAS!
Für das 4. Fujinaga Gedenk-Gasshuku im nächsten Jahr wünschen wir uns nicht nur rege Teilnahme von Mitgliedern unserer beider Vereine, sondern insbesondere, die Anwesenheit unseres Meisters Jens, der mit seinem Wissen, seinem Können und seiner puren Anwesenheit unser gasshuku außerordentlich bereichern würde... ;)
OSS
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