Wegen eines Sturmes über der Ostsee fuhr meine Fähre nach Schweden erst am 9.9. – und so begann ein (m)ein Karate-Monat mit 4 Lehrgängen – welch paradiesische Umstände nach den letzten chaotischen Jahren.
JKA Halmstad Camp (Naka, Kobayashi, Hirayama Sensei)
Fast 300 Karateka aus 8 Ländern trafen sich an der schwedischen
Ostseeküste zum Training mit 3 exzellenten JKA-Instructoren. Da ich in Japan und
im Ausland oft bei Kobayashi Sensei trainieren durfte, habe ich die Gunst der
Stunde nach über 3 Jahren Wiedersehen genutzt und Kobayashi Sensei das ganze Camp
über assistiert. Er weiß, dass er mich hart heran nehmen kann und ich liebe
diese Gangart – auch sehe ich mich und meinen Körper am nächsten bei Kobayashi
Sensei in Sachen Ausführung der Techniken.
Gemeinsam mit der starken Truppe aus Norwegen |
Der Sensei legte im Training wie schon so oft den Schwerpunkt auf die starke, kompromisslose und fokussierte Ausführung der einzelnen Techniken. Insbesondere dann, wenn man mehrere Techniken als Kombination nacheinander praktiziert oder eben auch in der Kata – dort insbesondere bei der Rhythmuswechseln. Uns fehlt hier die Lockerheit im Oberkörper und die Spritzigkeit im Unterbau – in der Kata sind die langsamen Bewegungen überhastet und die schnellen Bewegungen zu träge. Der Schwerpunkt des Körpers ist deutlich zu verlagern – vor allem dann, wenn es in der Kata Richtungs- und Tachi Waza-Wechsel gibt.
Danach war Berlin war 3 Wochen lang der JKA-Karate-Nabel Europas – abgesehen
von einem JKA-Lehrgang in Poznan (Polen) mit Izumiya und Shimizu Sensei.
JKA Berlin Autumn Camp (Imura und Shiina Sensei)
Imura Sensei legte wie gewohnt einen Schwerpunkt seines Trainings auf
offene Handtechniken. Wenn man ehrlich, trainiert man in der Regel
Fausttechniken und die zahlreichen offenen Handtechniken fristen ein
Nischendasein in den Kata. Ein Randori lediglich mit offenen Händen legt dann
die Defizite vieler Teilnehmer frei, die nicht so recht wissen damit umzugehen
– oft wird dann nur Shuto eingesetzt – obwohl die offene Hand weitaus mehr
Arbeitsflächen anzubieten hat.
Bei Shiina Sensei spürte man sofort sein Faible für das Kumite – nicht umsonst leitet er im Honbu-Dojo dafür ein wöchentliches Spezialtraining. Es wurden final anspruchsvolle Partnerübungen mit 3-4 Personen praktiziert. Shiina Sensei legt Wert auf schnelle Techniken und Antizipation.
Insbesondere Schwarzgurte sollten im Training mitdenken und die Methodik des Trainings sowie die darin enthaltenen Schwerpunkte selbständig erkennen und vorausschauend umsetzen.
Hierzu gab es viel Kritik von Shiina Sensei.
Schon standartmäßig sind unsere Defizite in Sachen Geschwindigkeit. Zu
viel Spannung und ungenügende und zügige Entspannung lähmen uns und führen zu
statischen Abläufen, der Oberkörper ist zu kraftbetont und die Beine zu lahm.
Im wunderschönen JKA-Dojo in Basdorf
In der Woche nachdem dem Camp führten die japanischen Instructoren dann
noch Trainings im Honbu Dojo (Leiden-Kan) in Berlin-Pankow sowie im Polizei-SV
Basdorf durch – ich durfte Dankeswerter Weise daran teilnehmen.
Wie schnell man gleichwohl kraftvoll unterwegs sein kann, konnte man
anschaulich 2 Wochen später an Igarashi Sensei beobachten. Der 31-jährige
Junginstructor aus dem JKA-Honbu-Dojo – aktiver Wettkämpfer – bewegte sich wie
ein Pfeil durch die Halle – eine Augenweide.
Sein Trainingsschwerpunkt lag in der Nutzung des hinteren Beines und
Einsatzes der Hüfte. Der Übersetzer bei Lehrgang war sehr gut – aber allein die
Bewegungsmuster für ein geübtes Auge waren aussagekräftig genug.
30 Jahre Bushido-Dojo Berlin Camp (Kiiskilä und Chees Sensei)
Zwischendurch gab es den Jubiläumslehrgang beim Bushido-Dojo in Berlin.
Die beiden DJKB-Instructoren versuchten hier, ihre anerkannten Lehrinhalte zu
vermitteln.
Kiiskilä Sensei lässt in Sachen Kraftübertragung und Dynamik nicht
locker und lässt mit zahlreichen notwenigen Wiederholungen grundlegende
Bewegungsmuster üben. Auch Jiyu Kumite fehlte nicht, dazu Kata Chinte.
Chees Sensei legte in der Kata Sochin großen Wert auf die korrekte
Beinstellung sowie die tatsächliche Nutzung des Standbeines. Zu Recht
bemängelte, dass wir zu oft die Kontrolle des Standbeines zu früh verlieren und
die Techniken dadurch kraftlos werden.
Gedanken zu den Berlinern und den Berliner Lehrgängen
In vielen Teilen der Welt – auch in Europa – wäre es ein unvorstellbarer
Luxus, wenn 3 JKA-Lehrgänge in der Heimatstadt in einem Monat stattfinden.
Viele Länder haben nicht einmal 1 Lehrgang pro Jahr.
Umso verwundert es mich, wenn ich neben einem fleißigen 4. Kyu-Karateka
wohl niemand anders neben mir sehen konnte, der alle 3 Lehrgänge besucht hat. Einige
wenige Karateka haben wenigstens 2 Lehrgänge besucht.
Das ist schade – sollte man doch als Trainierender, wenn man die Zeit
und natürlich auch das Geld übrig hat - diese Chancen nutzen, um bei guten
Trainern mal mit anderen Karatetreibenden zusammen zu trainieren. Schließlich erspart
man sich die sonst anfallenden Reise- und Übernachtungskosten, wenn Lehrgänge
vor der „Haustür“ stattfinden
Ich erkenne an, dass diese 3 Lehrgänge von 3 JKA-Fraktionen in Deutschland ausgerichtet worden sind. Das sollte aber für die Lernwilligen kein Grund sein, nicht zu erscheinen. Schließlich gibt es doch nur die eine JKA-Family, oder nicht ….. OSS!
Wir sehen uns.
Tür im Basdorfer-JKA-Dojo - darum geht es doch |