Herzlich Willkommen auf dem neuen gemeinsamen BLOG des Karatedôjô Fujinaga Leipzig e.V. und des Budoverein Fujinaga Berlin e.V.!
An dieser Stelle möchten wir dem interessierten Besucher mit Beiträgen, Berichten und Bildern einen Einblick in unser Training, unsere Aktivitäten und unsere Erlebnisse gewähren. Dabei soll immer auch unser Verständnis und unser Antrieb, mit dem wir in unseren Dôjôs Karate praktizieren, zum Ausdruck kommen.
Unsere Vereine widmen sich der Pflege und Ausübung des traditionellen Shotokan-Karate, wie es von der JKA (Japan Karate Association) unter der Leitung von Masatoshi Nakayama entwickelt wurde. Insbesondere wird das Erbe der Lehrtätigkeit von Yasuyuki Fujinaga Sensei in stillem Gedenken die Vereinsmitglieder auf ihrem Weg des Karate begleiten. Er vermittelte den Gründern beider Vereine unschätzbare Anregungen und Einsichten.

Weitere Informationen finden Sie auf unseren Homepages.

Montag, 21. März 2016

Fujinaga-Gasshuku 2016


Fujinaga Gasshuku 2016



Ort:            Zur Siedlung 18 (Schwimmbad+Bungalowdorf)

                  39291 Lübars (Jerichower Land)

(Nähe Autobahnabfahrt A2 Ziesar-Drewitz-Loburg)



Datum:                                  22. – 24. April 2016

Hajime: Freitag, 22.04.2016, 18.30 Uhr
Yame: Sonntag, 24.04.2016, 13.00 Uhr



Training:    Sporthalle Lübars (Hallenzeiten, die zur Verfügung stehen)

                   Trainingszeiten werden vor Ort festgelegt

                   Handschutz/Mundschutz mitbringen



Übernachtung:   In Bungalows (Schlafsäcke mitbringen)



Verpflegung:      Mit Frühstück (2x) + Abendbrot (2x)

im übrigen Selbstverpflegung



Kosten:               Training+ 2x Übernachtungen/Frühstück/Abendbrot

25,00 € + 5,00 € Hallennutzung = 30,00 € Gesamt

(Bezahlung beim Lehrgang)



Meldung:            bis 11.04.2016 an thomas.frommer@t-online.de

Sonntag, 13. März 2016

Trainingsbericht aus Osaka - Das Matta Shibu von Tokuno Sensei

Wie ihr vielleicht wisst, hat es mich im Januar wieder dienstlich nach Japan verschlagen, genauer gesagt nach Osaka und Tokyo. Trotz vollem Terminplan, erfahrungsgemäß langer Arbeitstage und kurzer Nächte, packte ich meinen gi voller Zuversicht und in dem Glauben ein, vielleicht doch ein oder zwei Trainingseinheiten absolvieren zu können.

"Werbung in eigener Sache" vor Tokuno Senseis Haus
Aufgrund kurzfristiger Planänderungen überkamen mich zwischenzeitlich Zweifel, ob ich diesmal überhaupt auch nur einen Fuß in ein Dôjô setzen werde, aber am Ende gelang es mir doch, einen Abend in Osaka frei zu bekommen. Nachdem ich mich nach getaner Arbeit am späten Nachmittag von meinen Geschäftspartnern verabschiedete, machte ich mich nach einem kurzen Zwischenstop im Hotel auf den Weg in den Stadtteil Matta.

Der Eingang zum Dôjô, das sich in einem kleinen, unscheinbaren Gebäude befindet
Von der Halteste Tokuan bis zum Dôjô sind es nochmal knapp 20 Minuten Fußweg durch verwinkelte Straßenzüge zwischen Wohnhäusern, kleinen Geschäften und Getränkeautomaten. Trotz aller Eile kam ich mit 25 Minuten Verspätung im Dôjô an, wo mich Tokuno Sensei sichtlich überrascht willkommen hieß. Er wusste zwar von meinem Plan ihn zu besuchen, aber es war nicht klar, ob ich es schaffen würde. Ohne Zeit zu verlieren, sollte ich mich umziehen und reihte mich nach einer kurzen Erwärmung ein. Nebem dem Sensei und seinem Sohn waren nur 5 seiner Schüler anwesend. So entschied Tokuno Sensei kurzerhand, selbst mit zu mischen.

Aus shizentai sollten wir zunächst direkt jôdan oi zuki in zenkutsu dachi ausführen, wobei der Partner lediglich als Ziel diente. In den ersten 20 Durchgängen galt es,  oi zuki 10 Mal schnell nacheinander ausführen und zwar lang, mit voll zurück gezogener hikite, moderater Stellung und kime. Tokuno Senseis Sohn begann seine Fauststöße schnell und gezielt in meine Richtung abzufeuern und ich wollte es ihm gleichtun, wofür ich vom Sensei aber mehrmals ein "yowai!!" (zu schwach!) erntete. Alle Augen waren auf mich gerichtet, aber ich versuchte ruhig zu bleiben, mich zu konzentrieren und es besser zu machen.

Der Sensei widmete sich nun wieder den anderen. Im Matta Shibu redet während dem Training eigentlich nur Tokuno Sensei. Die Wortmeldungen seiner Schüler beschränken sich im wesentlichen auf oss!eeii! und Antworten auf Fragen, die der Sensei stellt. Es ist also genau so, wie es sein sollte. Alle sind voll konzentriert und üben intensiv, die Atmosphäre ist leicht angespannt, ohne das man sich dabei unwohl fühlt.

Aber zurück zur Übung. Tokuno Sensei wollte deutlich sehen, wie wir Oberkörper und Arme durch "Eindrehen" (nejire) der Hüfte von shomen zu hanmi in der Startphase in Position bringen und dann mit starkem Abdruck des hinten Beines mit oi zuki nach vorne schießen. Der Kraftschluss ausgehend von der Ferse des hinteren Fußes bis in die Faust stand im Mittelpunkt und je länger wir übten, desto mehr stellte ich meine eigene Technik in Frage.

Als nächstes sollten wir chûdan oi zuki als starke Einzeltechnik aus shizentai gegen den Partner ausführen. Tokuno Sensei ermahnte mich, die Ferse hinten auf dem Boden und den Schwerpunkt von Anfang an tief zu lassen, wobei ich eigentlich dachte, dass dem so wäre. Mir ließ das keine Ruhe, also wiederholte ich diese Übung dann nachts im Hotel vorm Spiegel... leider mit dem selben Ergebnis, was aber auch an den Bierchen gelegen habe kann.

Auf die gleiche Art und Weise führten wir chûdan gyaku zuki durch. Offen gesagt lässt mich besonders diese Übung immer sehr demütig werden. Sie sieht zwar einfach aus und oft fühlt sich gyaku zuki dabei sogar stark an, aber damit die Technik wirklich ihre volle Wirkung entfalten kann und nicht nur auf der Plauze des Gegners verpufft, gilt es eine Menge zu beachten: das Absenken des Schwerpunkts und die gleichzeitige Gewichtsverlagerung nach vorne in hanmi, die explosive Entladung der in Unterkörper, Hüfte und Oberkörper aufgebauten Energie durch die Extension der Stellung und den Wechsel von hanmi zu shomen, die Position des Ellbogens des Stoßarms, das schnelle Zurückziehen der hikite, das Gefühl, mit dem ganzen Körper konzentriert auf einen Punkt im Ziel einzuschlagen usw. usw. usw... ihr wisst, was ich meine, oder!? (- -;) 

Erinnerungsfoto nach dem Training
Im Anschluss sollten wir in einer Art gohon kumite unseren Partner mit chûdan mae geri angreifen, worauf dieser zurückwich, ggf. mit nagashi uke den Fußtritt parierte und anschließend mit gyaku zuki konterte. Hier standen der flüssige Richtungswechsel und schnelle Gewichtsverlagerung im Mittelpunkt. Geschmeidige Beinarbeit, schnelle Reflexe und ein gutes Auge sind wichtig, um rechtzeitig und nur so weit wie nötig dem Angriff auszuweichen, um dann sofort mit passender maai den eigenen Konterangriff auszuführen. Zu meiner Überraschung war das die einzige Übung an diesem Abend, die mir halbwegs vernünftig gelang. 

Nach einer kurzem Atempause befahl Tokuno Sensei dann "René, Tekki Shodan!". Ich stand also zuerst alleine in der Mitte des kleinen Dôjô und kam noch nicht mal bis zur 3. Bewegung, da wurde ich schon auf meine schwache Performanz hingewiesen. Einige Erklärungen und viele Wiederholungen später, übten dann wieder alle zusammen. Ich war angespannt und versuchte, meine kiba dachi zu verbessern, die morote uke zur Seite schärfer auszuführen und überhaupt eine irgendwie überzeugende Darbietung zu geben.

Schon war die Trainingseinheit vorbei. Die Dôjôkun verklang, das Dôjô wurde gewischt und wieder mit Tischen bestückt. Ich verabschiedete mich und folgte Tokuno Sensei zu dessen Haus, von wo er mich zusammen mit seiner Frau durch halb Osaka mit dem Auto zurück in mein Hotel brachte. Im Vergleich zum Training war es eine heitere Fahrt in gelöster Atmosphäre.

Je länger man Karate praktiziert, desto mehr Vertrauen entwickelt man in seine eigenen Fähigkeiten. Diese stellt man regelmäßig in der Übung im Dôjô oder bei Wettkämpfen auf die Probe, mal mehr und mal weniger überzeugend. Unterrichtet man andere, ist es nicht nur wichtig, seine Fähigkeiten überzeugend und in bester Form zu demonstrieren oder seinen Schülern zu helfen, ihre eigene Form zu verbessern. Es is wichtig, bescheiden zu bleiben, zu reflektieren, seine Fähigkeiten zu überprüfen und Schlüsse auf sein eigenes Karate zu ziehen. Wenn man will, findet man auch in der einfachsten Übung etwas, dass man besser machen kann. Die fälschliche Annahme etwas bereits "zu können", führt zu Bequemlichkeit und oft auch zu Nachlässigkeit. Doch wer die Grundlagen vernachlässigt, um sich den scheinbar höheren Aspekten der Kunst zu widmen, läuft Gefahr, dass das Fundament seines Könnens zerbricht und ohne solides Fundament ist eine Weiterentwicklung unmöglich. Das ist keine neue Erkenntniss, den wie wir wissen, hat uns bereits Funakoshi Sensei dazu ermahnt, Karate mit heißem Wasser zu vergleichen, dass (durch beständiges - aber nicht stupides - Üben) am kochen gehalten werden muss. Genau dieser Punkt wird mir bei Tokuno Sensei immer wieder sehr bewusst und motiviert mich aufs Neue. Darum bin ich ihm und allen meinen Mentoren zutiefst dankbar, das sie diesen Geist und ihr Wissen mit mir teilen.  


Danke an Tokuno Sensei für seine Geduld und Herzlichkeit. Ich freue mich auf unser nächstes Wiedersehen im November!

 OSS