"Karate ist kein Sport, Karate ist Budô". Dies war für mich die nachhaltigste Aussage und gleichzeitig das bestimmende Thema jeder Trainingseinheit von Naka Sensei und Akita Sensei beim Kata Spezial im schönen Tauberbischofsheim.
Laut Schlatt, dem diesjährigen Ausrichter des größten
gasshuku mit Schwerpunkt Kata in Deutschland, reisten etwa 1000 Karateka aus Deutschland und dem Rest der Welt an, um unter den beiden
takudai-Absolventen Naka Tatsuya Sensei& Akita Shinji Sensei, dem charismatischen Franzosen Jean-Pierre Fischer Sensei und den DJKB-Instruktoren Osterkamp, Chees& Schulze zu trainieren. Ochi Sensei war wegen seiner Hüft-OP im März noch nicht in der Lage zu unterrichten. Er reiste dennoch an und war während der ganzen Zeit immer wieder gut gelaunt auf dem
gasshuku-Gelände anzutreffen.
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Unerlässlich: die richtige Atmung |
Ich war so frei und beschränkte meine Teilnahme auf die Trainingseinheiten von Naka Sensei und Akita Sensei. Schließlich stand ich öfter zwischen Farb- als zwischen Schwarzgurten und durfte mich neben Gangaku, Nijûshiho, Sôchin, Unsu darum vor allem in den Heian- und Tekki-Kata sowie meinen Übersetzungskünsten üben. Ehrlich gesagt hat mir die intensive Wiederholung der Basics weit mehr gebracht, als zwischen Dan-Trägern herumzustolpern und eine auch nur halbwegs vernünftige Gojûshiho Dai auf die Reihe zu bekommen, aber das ist bekanntlich eine Frage des Geschmacks und der eigenen Zielsetzung.
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Robert übersetzte und ich durfte gelegentlich als Dummy ran |
Die Sensei beeindruckten wie immer mit viel Charme, ihrem professionellen, super strukturierten Unterricht und nicht zuletzt mit ihren fantastischen Darbietungen. Ich war beruhigt, bezüglich den Abläufen und Details der geübten Kata auf dem aktuellen Stand zu sein. Lediglich die Ausführung der 37. Bewegung in
Gangaku hatte ich anders - nämlich als
jôdan shutô uke - in Erinnerung. Tatsächlich wird in Japan bzw. international mit vertikalem Unterarm und dem Handrücken geblockt (vgl. auch
Karate-Dô Kata VOL. 2 der
JKA, S.33). Naja, man lernt halt nie aus...
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v.l.n.r.: Shimizu Senpai, Akita Sensei, ich und Umeyama Senpai |
Naka Sensei und Akita Sensei zeigten verschiedene Interpretationsmöglichkeiten einzelner Passagen, die wir mit Partnern umsetzen sollten. Statt spektakulärer Aktionen war der effektive und gleichzeitig ökonomische Einsatz des ganzen Körpers unter Zuhilfenahme von Schwer- und Fliehkraft in Verbindung mit hoher Geschwindigkeit gefragt. Wer sich auf die vermeintliche Überlegenheit des europäischen Körperbaus verließ kam deutlich schlechter klar. In diesem Zusammenhang fiel oft der Begriff "Roboter-Karate" - wie ich finde aus guten Grund - mit sarkastischen Unterton.
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v.l.n.r.: Umeyama Senpai, Shimizu Senpai, ich, Naka Hiroyuki Senpai und Okutani san |
Die Atmosphäre während der Trainingseinheiten war heiter, aber immer erfüllt von Konzentration und Kampfgeist. Auch außerhalb der Trainingshallen herrschte durchweg gute Stimmung. Da ich diesmal leider ohne meine treuen Waffenbrüder aus Leipzig und Berlin unterwegs war, freute es mich sehr, dass viele meiner neuen Weggefährten aus NRW mitgekommen sind und ich einige Mitglieder meiner JKA-Family aus anderen Teilen Deutschlands& der Welt nach langer Zeit wieder sehen konnte.
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JKA-Maniacs unter sich |
Übrigens brachte Naka Sensei seine Frau, eine seiner Töchter, seinen Bruder nebst Schwägerin sowie einen seiner Schüler aus
Tôkyô mit nach Tauberbischofsheim. Im Anschluss an das Kata Spezial reisten Sie gemeinsam mit guten Freunden noch ein wenig durch Deutschland und in die Schweiz, genossen das schöne Wetter, die Landschaft und regionale Spezialitäten. Obwohl meine Zeit mit den beiden Sensei außerhalb des Trainings nur sehr begrenzt war, nutzte ich alle sich bietenden Gelegenheiten, um mit ihnen zu sprechen, zu scherzen und "fachsimpeln", soweit ich mit meinem begrenzten
Budô-Horizont dazu fähig war.
Angesichts aller Eindrücke, Erlebnisse und Erkenntnisse, die ich während dem Kata Spezial gesammelt habe, ist mir erneut klar geworden, dass es für mich jetzt wieder viel zu tun gibt und ich sowohl inhaltlich als auch bezogen auf die Intensität meines Trainings ein paar Kohlen mehr auflegen muss, als ich es im Moment tue. Trotzdem tut es gut zu wissen, dass ich weiter auf dem richtigen Weg bin.
OSS